Stockängste
Ein alter Mann und eine alte Frau beide am Stock sperren den Bürgersteig. Ich traue mich nicht vorbei und bin froh, dass die Frau sich einem Hauseingang zuwendet und geht. Da kann ich den Alten am Stock überholen. Männer am Stock sind gefährlich. Einmal fuhr ich mit dem Rennrad die Monschauer Straße entlang und musste ein älteres Paar Fußgänger überholen. Just, als ich auf deren Höhe war, meinte der Mann, etwas im Gras stochern zu müssen, und es fehlte nicht viel, da hätte er mir den Stock in die Speichen gesteckt.
Freudiges Ereignis
Was hat die Redaktion der Tagesthemen geritten? Im Bericht über den Brand von Notre- Dame zeigte man eine gut gelaunte deutsche Touristin, die folgendes absondert: „Wir haben das gestern im Flugzeug, gerade als wir gelandet sind, erst erfahren, haben das aus dem Flugzeug auch schon gesehen, dass das gebrannt hat, tatsächlich, und eh, ja, natürlich schade. Eine Sehenswürdigkeit, die natürlich sehr wichtig ist als – Kulturerbe.“ [Klick aufs Bild führt zur ARD-Mediathek, zu sehen ab 3:10]
Derweil ich das sah, dachte ich: „Vielleicht hörst du mal auf zu grinsen!“ Dazu kam es nicht. Es muss aber auch zu schön sein, aus dem Flugzeug bereits Notre-Dame brennen zu sehen und auch noch im Fernsehen davon erzählen zu dürfen.
Von den Dächern gepfiffen
„Sie sehen ja gut aus!“, sagt der Hausverwalter, der mich am Morgen herausgeklingelt hat. Und es klang so erstaunt, als hätten böse Zungen hinter meinem Rücken rumerzählt: „Der van der Ley sieht ja gar nicht gut aus.“ Falsch! Ich sehe ja gut aus.
Vorgeschichtliches im Tagebuch
Mein erster Tagebucheintrag datiert vom 2. September 1989. Auf der linken Innenseite jedoch klebt ein Notizzettel, den ich im Jahr 1982 beschrieben habe. Die Notiz ist noch in meiner verkommenen Handschrift verfasst, deretwegen ich mir wenig später Hefte für Erstklässler gekauft habe, um verschiedene Schulausgangsschriften neu zu lernen.
Da steht: „Idee f. Kinderbuch
Eines Tages mussten wir das Mittagessen mit dem Spaten aus dem Sprudelkasten essen, und das kam so …
Entwickelt wird nun eine Geschichte, in der jemand der Familie damit anfängt, ein falsches Gerät zu benutzen, weil gerade nichts anderes da ist/ keine saubere Gabel! Daraus folgt eine Kettenreaktion“
Schöne Idee! Und sehr bildhaft. 😊 Über Zweckentfremdung einerseits und das alternative Nutzungspotenzial andererseits habe ich auch schon mal eine Kolumne verfasst.
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Danke dir. Schreib mal den Link, bitte!
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Das war vor meiner Bloggerei, ich mach dir mal eine Kopie 😊, wenn ich wieder zu Hause bin.
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O ja, bitte!
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Das kommt davon, dass man gesagt bekommt, man solle alles genießen! Dieses befremdliche Grinsen der jungen Frau. Wer weiß, was die noch alles genießen darf in ihrem Leben, echt ey.
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Ja, das Ergebnis hiervon:

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Tolles Urlaubserlebnis in Paris hatte das Mädel, sozusagen gratis, ohne Abenteuer-Aufschlag. Die Glückliche. Mir kamen vor dem Fernseher fast die Tränen vor Trauer, eingedenk vieler Erinnerungen an Momente in der Kirche und in ihrer Umgebung.
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Besser lässt sich die touristische Sicht auf die Welt nicht ins Bild setzen.
Im Kontrast mit echter Betroffenheit wirkt es besonders schräg.
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Sie hatte wahrscheinlich bereits Milliarden von Likes mit dem Foto, das sie davon aus dem Flieger geschossen hat, auf ihrem Instagram Account und kann von nun an mehr Geld für ihre Kooperationen fordern. Ihr versteht die jungen Leute einfach nicht
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Verstehen heißt nicht gutheißen.
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Ich versteh das nicht mal. Geschweige denn….. Neulich las ich den Begriff instagrammable…. Geht’s noch????
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Da hat die Redaktion echt versagt. Mir wurde auch mal plötzlich eine Kamera vor die Nase gehalten, über meinem Kopf hing ein Mikrofongalgen und ich solte was zum Tag der Deutschen Einheit sagen. Ich stotterte herum und redete Quatsch. Ich hoffe, sie haben es nie gesendet, und wenn doch, wäre es eine Sauerei, ich war der überfallartigen Situation einfach nicht gewachsen, und so geht es vielleicht auch anderen.
Darüber hinaus werden sich jetzt gewiß viele auf den Weg machen, um ein Selfie vor der abgebrannten Kirche zu machen, damit sie es auf Instagram posten können („Wie geil ist das denn!!“).
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Du bringst es auf den Punkt. Es ist redaktionelles Versagen, wenn man eine derart von der Situation überforderte junge Frau fröhlich plappern lässt. Es muss da bei den Tagesthemen ein paar ausgewachsene Zyniker geben.
Instagramm und dergl. machen aus den Menschen gefühlsarme Idioten.
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nachdem ich zwar dem feuer notre-dames nicht besonders viel aufmerksamkeit schenkte, hat es mich doch gewundert wie schweigsam sich die katholische kirche gab. schnell fanden sich wohltätige milliardäre, den sehr wohlhabenden vatikan hat man aber nicht vernommen. oder täusche ich mich da? hat sich der papst geäußert?
wohl eher nicht, die restauration von baufälligen kirchen lässt sich die römisch-katholische kirche gerne bezahlen. vielleicht sollte man nicht nur staat und kirche getrennter betrachten–kirchensteuer, sondern auch die kirche von der kirche.
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Wie ich gehört habe, ist Notre-Dame im Staatsbesitz. Die übersteigerte Aufmerksamkeit kann ich auch kaum nachempfinden. Erstaunlich, wie schnell Milliardäre Geld locker gemacht haben. Die Regierung will ihnen aber 70 Prozent Steuernachlass gewähren. So zahlt es am Ende wieder die Allgemeinheit, und die Milliardäre lassen sich als Wohltäter feiern.
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wikipedia war ganz schön schnell, der brand ist schon verzeichnet und „Die römisch-katholische Kirche Notre-Dame de Paris („Unsere Liebe Frau von Paris“) ist die Kathedrale des Erzbistums Paris.“ es würde mich doch wundern, wenn sich das laizistische frankreich eine kirche halten würde… und wer braucht schon miliardäre–außer präsidenten, vielleicht!
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https://www.nzz.ch/panorama/notre-dame-kirchen-und-kathedralen-kosten-den-staat-unsummen-ld.1475986
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ich sehe schon digitales nzz-abo, da bist du besser informiert als ich mit meiner läppischen wikipediarecherche;-o (-fröhliches emoji-raten)
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