An manchen Tagen will der Kopf gar nicht denken. Da kannst du Hüh! und Hott! rufen, wie du willst, der Kopf denkt gerade mal das Nötigste. Es hat etwas mit der allgemeinen Wetterlage zu tun und auch mit Stimmungen zu bestimmten Zeiten. Ich will trotzdem etwas schreiben und heraus kommt nur das hier über einen Mann namens Eberhard Lang: Ich kenne Eberhard Lang nicht. Vielleicht ist er Zahnarzt, vielleicht Diplom-Kaufmann. Die spärlichen Informationen zwingen zur Spekulation. Der Namensbestandteil Eber meint tatsächlich das männliche Schwein, hard bedeutet kühn.
Freilich ohne das Adjektiv kühn, wäre Eber nur das zahme Zuchtschwein. Ein wilder Eber heißt nämlich Keiler. Vielleicht liegt darin das ganze Dilemma von Eberhard, nämlich zahm und kühn zugleich sein zu müssen, was ihn für die oben genannten Berufe prädestiniert, um die einer, mit Verlaub, wirklich nicht zu beneiden ist. Der Name Eberhard war am Anfang des 20. Jahrhunderts beliebt. Weshalb sich darauf schließen lässt, dass Eberhard Lang vermutlich schon im Rentenalter ist. Hat ein ganzes Berufsleben brav hinter sich gebracht, hat zigmal Hand angelegt und Wurzeln abgetötet, Zähne aufgebohrt und unrettbare Zähne gezogen, was nicht zaudernd gelingt, sondern ein Maß an Kühnheit erfordert, aber nicht zu sehr, um die Patienten nicht unnötig leiden zu lassen.
Im alternativen Beruf wird es ähnlich gewesen sein, nur dass er als Kaufmann Zähne zeigen, aber auch schon mal zähneknirschend klein beigeben musste. Und kommt der Ruhestand, hat die Gesellschaft ihn bald abgeschrieben. Da keimte der Wunsch, es Deutschland mal so richtig zu zeigen. Die sollen merken, was ein Eberhard ist. Er kaufte sich für 236,81 € die Wetterpatenschaft für ein Tief oder ließ sie sich schenken, um noch mal richtig die Sau rauszulassen. Und kam seine Zeit, fegte Eberhard wie ein wilder Keiler durch die Lande, hat armdicke Äste abgerissen, das war gar nichts, hat noch dickere Bäume ganz ausgerissen, auf Häuser, Autos und Stromleitungen geschleudert, den Bahnverkehr lahmgelegt, Straßen blockiert, sogar Menschen erschlagen.
So etwas passiert, wenn ein zahmer Eber den Keiler in sich entdeckt. Doch eins ist ihm nicht gelungen: Hannover-Linden kam unbeschadet davon. Denn es galt die alte Weisheit: Über Hannover schläft das Wetter ein, auch ein Tief Eberhard. Und in meinem Kopf ist sogar Flaute.
Kein laues Lüftchen, sondern eine frische Böe, dein Text! Obwohl er irgendwie auch eine Schweinerei ist. 😊
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Dankeschön. Für die angerichtete Schweinerei bin ich freilich nicht verantwortlich.
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Und wer ein Hochdruckgebiet im Sommer adoptiert, hat auch mit Hitzeopfern zu rechnen…
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In jedem Fall ist es schräg, wenn man mit seinem Namen für Wetterereignisse mit Todesfolge bürgt.
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Die Herrschaften sollten nicht nur die Patenschaft für das Sauwetter übernehmen, sondern auch für alle dadurch entstandenen Schäden aufkommen … 😉
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Das wäre es. Dann hätte der Unsinn mit den Wetterpatenschaften ein Ende.
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Die Wetterbeobachtungsstation der Uni Berlin wird durch die Patenschaften finanziell unterstützt, damit sie ihren 24/7 Betrieb aufrecht halten kann. Das finde ich einen guten Zweck.
Die wahren Verursacher der Wetterschäden (Klimaanheizer, zb Abgaswertbetrügerkonzerne) werden dagegen nicht ausreichend in die Verantwortung genommen … DAS ist der Un-Sinn!
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Das weiß ich doch, liebe Anna. Ich finde aber die verschleiernde Personalisierung von Wetterereignissen unangemessen. Ein Vorschlag zur Güte: stattdessen die wahren Verursacher zu Wetterpaten machen. „Dieser verheerende Orkan wurde Ihnen präsentiert von RWE, oder VW, der Autolobby, den Schweinebauern etc.“
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…der Kopf denkt gerade mal das nötigste…
Klasse Formulierung!
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Vielen Dank! Dann hat er doch was geleistet. 😉
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In meinem auch, lieber Jules. Aber auch mit wachen Geist hätte mir dein sinnieren über Eberhard gefallen.
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ein Gefallen freut mich, liebe Mitzi. Wir reagieren vermutlich stärker auf Tiefdruckwetterlagen als wir glauben.
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Gut möglich
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Im Moor, da schläft kein Wetter ein,
es wettert Tag und Nacht.
Dem Moorweib, welches nächtens wacht,
trotz Dunkelheit wird Wetter sein.
😉
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Stürmt es im Lande Tag und Nacht,
Bei uns ist es nicht angebracht.
Tobt das Wetter wie ein Schwein,
In Hannover schläft es ein.
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nur das nötigste zu denken? geht mir oft auch so. manchmal muss man nachhelfen, daß man nicht unnötiges denkt. sonst ist das ja nicht auszuhalten:)
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Du hast Recht. Manche Gedanken muss man unter Kontrolle halten, will man sich nicht selbst verrückt machen.
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