Meine lieben Damen und Herren,
zu den Besonderheiten unseres Publikationsmediums zählt die Nähe zwischen Schreiberinnen und Leserinnen, Schreibern und Lesern, einmal bedingt durch die zeitliche Nähe von Schreiben und Lesen, jedoch hauptsächlich durch die Kommentarfunktion. Sie ermöglicht den persönlichen Kontakt auf eine Weise, wie es im Printmedium unmöglich oder nur selten möglich ist. Man muss schon eine öffentliche Autorenlesung besuchen, dann auch noch Glück haben, um mit Autorin oder Autor ins Gespräch zu kommen.
Diese Nähe in unserem Medium führt auch zu einer Verwischung der Grenzen zwischen Autor und Icherzähler. Aus der Buchkultur sind wir gewöhnt an die Vorstellung, dass es einen fundamentalen Unterschied zwischen beiden gibt. Der Autor, die Autorin ist eine reale Person, der Icherzähler/die Icherzählerin ist fiktional, also der Vorstellung entsprungen und lebt nur zwischen Buchdeckeln.
Die in drei Folgen veröffentlichte Erzählung „Bückling vor dem Formular“ ist so ein Fall. Sie ist bereits im Jahr 2014 veröffentlicht im E-Book „In meinem Bügeleisen ist beinah Vollmond.“ Man könnte jedoch glauben, dass sich in ihr Ereignisse abspielen, die meine derzeitigen Probleme betreffen. Die reale Vorlage für Jeremias Coster, mein Aachener Freund Thomas Haendly, ist bereits tot, und das Geschehen ist in Aachen angesiedelt, ohne dass es erkennbar wäre. Das geschilderte Konditorei-Café existiert wirklich.
Da ich in einigen Blogtexten persönliche Erfahrungen schildere, manchmal aber rein fiktional in Ichform erzähle, trage ich ungewollt zur Verwischung der Rollen bei. Deshalb will ich erzählenden Texten zukünftig eine eigene Kategorie zuweisen und ein eigenes Ikon voranstellen, das Traumzeit-Ikon. Das Bild ist der Ausschnitt aus einer farbigen Tusche-Arbeit, die ich gezeichnet habe, als ich noch jung und knusprig war. Nach und nach werde ich zurückliegende Texte in die Rubrik einordnen, auch die Erzählung „Bückling vor dem Formular“, wie bereits geschehen.
Du hast vor Kurzem schon mal was übers Prokrastinieten geschrieben – war das denn aktuell?
Haben deine gesundheitlichen Krisen etwas an der Aufschieberitis verändert?
Und irgendwie krieg ich dein schelmisches Lächeln nicht aus dem Kopf, das dir die vielen Anfeuerungsrufe beschert haben, die so lieb gemeint waren und doch 5 Jahre zu spät kamen… 😉
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Auf dem Tisch liegt die beinah fertig ausgefüllte Einkommenssteuer-Erklärung. Die Schwierigkeit, überhaupt daran anzufangen, hat mich an die Erzählung erinnert. Darum habe ich sie vorgekramt und maßvoll aktualisiert. Es schneite in ihr, jetzt regnets es. Und es gab etwas über mitgeführte Plastiktüten, was ja nicht mehr passt, weil es in den Supermärkten keine Tüten mehr gibt. Das schelmische Lächeln behalte ruhig noch ein Weilchen, liebe Anna.
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Beinah vergessen: Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass meine Aufschieberitis früher schlimmer war als heute. Obs an den Krisen liegt oder einem Reifeprozess geschuldet ist, wer kennt sich schon so genau? Wir müssen ja zeitlebens mit uns klarkommen und haben nicht mal eine Betriebsanleitung. 😉
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Das macht mir Mut umd lässt mich hoffen. Tatsächlich ist es bei mir in den letzten Jahren auch schon besser geworden.
Und die Betriebsanleitung zum Kapitel Prokrastination kannst du hier runterladen:
https://scontent-frt3-2.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/fr/cp0/e15/q65/52146524_402049803706983_265126643259932672_n.jpg?_nc_cat=110&efg=eyJpIjoidCJ9&_nc_ht=scontent-frt3-2.xx&oh=09ac8e81b84a719344e303c54f6fea4a&oe=5CE77AEC
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Sehr schöne Visualisierung. Ich wette während einer hartnäckigen Phase der Prokrastination entstanden. Danke für den Nachweis!
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Vielleicht emp empfinden wir (mir geht es auch so, und ich freue mich drüber) die Aufschieberitis im fortgeschrittenen Alter nicht mehr so schlimm wie früher, weil wir heute wissen, dass wir durch sie ganz bestimmt nicht in Lebensgefahr geraten.
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Da könntest du Recht haben, aber ich war vor Jahren noch ein ziemlicher Chaot in Verwaltungsdingen, dass mein Ältester und seine Freundin zwei Tage bei mir Schreiben gesichtet, sortiert oder geschreddert haben, um Ordnung in mein Leben zu bringen. Inzwischen habe ich die Dinge gut bis leidlich im Griff. Überhaupt kann ich mich seit dem Schlag besser konzentrieren, was aber vielleicht auch daran liegt, dass ich nicht mehr kiffe. 😉
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2017 oder 2018?
Und weil wir Buchstabenfetischisten sind: Einkommensteuererklärung mit einem s. Es soll keiner behaupten er hätte es bei dir falsch gelernt! 😉
Das schelmische Lächeln hattest du doch auf den Lippen, als du unsere Anfeuerungsposts lasest (?) zu einem schon bezwungenen Berggipfel…
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2017. Du willst es aber genau wissen. Und danke für den Hinweis auf das überflüssige Fugen-s. Memo an mich: Ich muss mehr acht geben auf Orthographie in Kommentaren. Gemessen am Kommentaraufkommen, scheint der Text mit dem Thema Prokrastination einen Nerv getroffen zu haben. Die Resonanz war schön, doch adäquat zu reagieren, war auch anstrengend.
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Die Ver(m/w)ischung der Fiktion und Realität ist wunderbar uns sollte immer da sein. Denn nichts ist fiktiver als Realität, und nichts realer als Fiktion.
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Recht hast du, wie der Traum ja auch ein Teil unserer Realität ist. Die Klarstellung oben hilft aber hoffentlich zu verhindern, dass ich hartnäckig in müßige Diskussionen verwickelt werde wie unter Teil 1.
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