Die Gewalt der Karren, das gleichgültige Starren.
Wo ist die Kamera, die das für die Nachwelt bannt?
Weil ich auf dem Weihnachtsmarkt drei Reibekuchen essen will, muss ich am Imbissstand anstehen. Es macht nichts, um Essen anzustehen, wenn es nicht sein muss.
Angenommen, du stehst um Essen an vor der Tür des Armeleute-Ladens Die Tafel. Und du stehst nicht vorne in der Schlange, sondern ganz hinten an der letzten Stelle. Dann sorgst du dich, das heutige Warenangebot wäre vergeben, wenn du hinein darfst. Denn der Laden ist so klein, dass immer nur drei Leute gleichzeitig eingelassen werden. Die ganze lange Wartezeit hast du Unruhe, ob gleich noch was da sein wird.
Hinter dir fahren die fetten SUV durch Pfützen und spritzen dich nass. Na, macht nichts. Bist ja nur du. Die gut betuchten Insassen schauen gleichgültig raus und du weißt, die denken jetzt: Guck an, die Verlorenen, die um Essen anstehen müssen! Sie gucken dir alle auf den Rücken und die schlammbespritzte Hose, als wärest du ein Stück aus dem lebendigen deutschen Armutsmuseum. Bist du ja auch.
Da bin ich froh, dass mir die Imbissfrau gerade meine drei fettigen Reibekuchen reicht.
Schön adventlich reflektiert.
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Danke, man kann sich die Nöte nicht oft genug ins Gedächtnis rufen.
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Das stimmt allerdings.
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Und selbst wenn die Reibekuchen ausverkauft wären, wär es doch nicht vergleichbar…
Ich habe 14 „typographische Eskapaden“ gezählt (als Zählbeginn hab ich die Comic Sans benutzt 😉
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Nicht annähernd. Es würde mich nicht in Existenzängste versetzen. Dass ein großer Teil unserer Mitmenschen von permanenten Existenzängsten niedergedrückt werden, ist schändlich und erbärmlich. Der feine Herr Spahn hat sich nicht einmal getraut, einen Monat von Hartz IV zu leben, dabei wärs auch nicht vergleichbar gewesen.
Ich musste die Variationen der Vier selbst nochmal nachzählen. Interssant, die Varianten zu vergleichen, wie jede Vier ihren eigenen Charakter zeigt. Spektakulärer ist übrigens die Fünf, wie hier:
(aus: Volontär Schmocks interessantes Magazin, Teppichhaus Trithemius, twoday)
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Es hat Zeiten gegeben in denen ich zur Tafel gegangen bin. Angst, ob noch was da ist, hatte ich nie. Auch die Passanten machten mir nichts aus. Anstrengend fand ich das Gedrängel und Geschubse der Wartenden untereinander. Geärgert hat mich der überquellende Mülleimer neben der nächsten Bushaltestelle. Ich habe nein gesagt, wenn mir etwas angeboten wurde, was ich nicht mochte. Auch das gehört dazu.
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Danke für deinen Kurzbericht. Sich die Befindlichkeit vorzustellen, sich einmal empathisch einzufühlen, war mein Angebot, ohne zu ahnen, dass es real bei dir anders war.
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Konntest Du ja auch nicht wissen. Ist sicher auch für jede* anders.
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Als ich armer Student mit Familie war, gab es die Tafel noch nicht. Doch ich weiß sehr gut, was Existenzsorgen sind.
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Glaube ich, ausgewachsene Kinderschuhe zum Beispiel.
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Ich kenne die Tafel in Gelsenkirchen und ein paar Menschen, die dort tätig sind.
(Un)Passend zu den heutigen Beitrag kommt die Meldung, dass die Duisburger Tafel durch vermutete Brandstiftung am Sonntagabend total zerstört ist. Auch Schlafsäcke, die an Obdachlose vergeben werden sollten, sind verbrannt. Viele Bedürftige, die von der Tafel mit Frühstück und Mittagessen versogt wurden, wissen nicht, wie sie durch den Tag kommen sollen.
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O nein! Und es sind mal wieder die Ehrenamtlichen, die alles richten, wo der Staat versagt.
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Die ganze Welt ist ein Museum, voller Exponate.
Ohne Besucher.
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Jedermann sein eigner
FußballBesucher.LikeLike