Die kleinste Wortart im Deutschen ist das Empfindungswort, auf Latein: Interjektion, eine sogenannte Partikel. Interjektionen sind: „Aua“, „ach“, „ha“, „oh“ und viele mehr. Das Deutsche kennt zwei ähnliche Interjektionen, o und oh. Sie sind schwer zu unterscheiden, da ihre Bedeutungsbereiche unklar sind und sich manchmal überschneiden. Versuchen wir es trotzdem, dann wäre „oh“ Ausdruck der Überraschung, des Erstaunens: „Oh, das wusste ich nicht!“, des Bedauerns: „Oh, das ist schade!“ oder Erschreckens. Wenn beispielsweise der Verletzte in einem schlechten Hollywood-Film sagt: „Ich kann meine Beine nicht mehr spüren!“, wissen wir, weil es schon zigmal so war: „Oh! Schlechtes Zeichen. Der nippelt gleich ab.“ Erschrecken auch bei Bertolt Brecht: „Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ‚Sie haben sich gar nicht verändert.‘ ‚Oh!‘ sagte Herr K. und erbleichte.“ Wir sehen „Oh!“ kann alleine stehen und ist dann auch schon eine Sorte Nebensatz. Wenn da kein Ausrufezeichen steht, verbinden wir mit dem Hauptsatz per Komma.
Beim einfachen O erhebt sich die Seele wie bei „O du Fröhliche …“ „O Tannenbaum“ Auch bei der Anrufung Gottes steht das einfache O, wie im ebenfalls stereotypen Satz aus schlechten Filmen: „O Gott, wir werden alle sterben!“ Bei der katholischen Fürbitte heißt es: „Erhöre uns, o Herr!“ „O Haupt voll Blut und Wunden“ ist ein bekanntes Kirchenlied. „O“ kann auch das tiefe Bedauern ausdrücken: „O weh, was habe ich da zu hören bekommen.“ (Tucholsky) Ebenso in der einfachen Ansprache: „O Leserin, o Leser, wenn du magst und kannst, nenne mir weitere Anwendungsbeispiele oder Zitate und hilf zu differenzieren!“ Die in der digitalen Kommunikation gebräuchliche Abkürzung OMG bedeutet „O mein Gott“ (Nachweis Frauhemingistunterwegs); „O mein Papa war eine wunderbare Clown…“ (Nachweis Feldlilie); „Gottes Sohn, o wie lacht“ (Nachweis Noemix) Dazu ein Witz:
Ein Kind hat ein Krippenbild gemalt, mit Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel. Über allem ein großes lachendes Gesicht. Fragt man das Kind: „Wer ist denn das?“ „Ja, das ist doch Owie!“ „Welcher Owie?“ „Der aus dem Lied „…o wie lacht!“
Die Beispiele der Interjektion „o“ zeigen, dass hinter ihr kein Komma steht.
Oh-Beine sind (meistens) paralleler gewachsen als O-Beine
Ein Oh-Ton kann ganz leise gehaucht werden, ein O-Ton-Zitat überschreitet hingegen Zimmerlautstärke um hundert Ansagedezibel.
Ein Oheim kann auch ein Onkel sein,
ein Oh-Heim sieht entweder aus wie schöner Wohnen oder ein Grauslichhaus- Oh ist ein Alleskönner, O ist Original O oder verzichtet aus Demut und Bescheidenheit auf das H. Wie in der Kirche. Oho, du fröhliche!, Ah, du fröhliche!, oder gar Ih, du fröhliche! würden die Heiligkeit in plumpe menschliche Gefühle verzerren.
Auch darum O. Die Geschichte der O….War das nicht auch ein Film? Ist O weiblich? Jetzt bin ich verwirrt…
Ih….:-)
Guten Morgen
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Kreativ, meine Liebe. H-Verzicht aus Demut ist ein interessanter Gedanke. Manchmal wie in „O-Ton“ (Original-Ton) und im Roman „Geschichte der O“ ist O eine Abkürzung: Dort geht es ja um sexuelle Unterwerfung; zum Zeichen hat die Frau nicht mal einen Namen, (da sind noch andere Interpretationen möglich).
Guten Morgen
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Wählte sie sich nicht diesen Namen, dieses „O“ als Namen? (Und es geht nicht um sexuelle, sondern vollkommene Unterwerfung.)
„O tempora o mores!“
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Du könntest Recht haben, den Roman habe ich vor 35 Jahren gelesen und weiß nichts Genaues mehr. Leider ist dein lateinischer Satz auf Deutsch kein geflügeltes Wort. Trotzdem danke.
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Hm. Ich kenne den Satz aus dem Erzgebirge/Sachsen/Sachsen-Anhalt eben gerade als geflügeltes Wort, das wie Trottewar (Trottoir), malott und Plümoh usw. in die Deutsche Umgangssprache übernommen wurde …
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O Zeiten, o Sitten?
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Nein, nicht übersetzt, sondern entlehnt, sozusagen ein „geflügeltes Lehnwort“ (und im Sinne von „Ach Gottchen“ „Um Himmels Willen“ oder „Ach Du Sch…“ und „Das kann doch nicht wahrsein“ – im weitesten Sinne …).
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Hätte mich auch gewundert. Das lateinische Beispiel kann ich leider nicht in den Text heben, weils ja um den Gebrauch von o/oh im Deutschen geht.
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OMG – es hat sich sogar ins Neudeutsche gerettet und hier richtig Karriere gemacht. Guten Morgen 🙂
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„O MEIN GOTT!“ (musste ich nachschlagen, fand ich in einem amerikanischen Comic schon lautmalend als „OHMYGAWD!“) Danke für den Hinweis! Guten Morgen
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Ach? Und ich habe immer ein h hinter das o gesetzt. Aber jetzt wo du es schreibst, lieber Jules. O Gott, das war ja falsch.
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Nicht so tragisch, liebe Mitzi. Selbst das Deutsche Wörterbuch unterscheidet o und oh nicht, im Grammatikduden ist die Trennung ebenfalls eher unscharf. „Falsch“ auch hier
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Ich bin auch ganz erschüttert, wie die Mitzi. Wo ich mich doch für eine sprachlich gebildete Person halte und trotzdem immer o mit h schreibe ……. Vielen Dank für die Erhellung
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Danke für die positive Rückmeldung. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Text veröffentlichen sollte, weil ich dachte, er sei inhaltlich zu banal. Jetzt lese ich, dass es nicht so ist.
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Dieses O als Anrufung statt Ausruf finde ich alles andere als banal
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Absolut nicht banal, lieber Jules. Mir war der Unterschied auch nicht bewusst. Ich schaue jetzt nach, ob es auf englisch auch den Unterschied gibt. LG
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Yep…..genauso..! Was den religiösen Hintergrund bestätigt.
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Danke fürs Nachschauen, liebe Ann. Hatte ich vermutet, weil OMG sicher von „O my god!“ herstammt. Aber scharf unterschieden wird hier nicht;
https://en.wiktionary.org/wiki/oh_my_God
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Aber sobald es in Kirchenliedern benutzt wird schon.
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O mein Papaaaaa… warrr eine wuuunderbare Clown (danke für den O-hrwurm).
Ich glaube, ein Blogfreund hatte das Thema mal, aber er ist auch Pfarrer. Und in dem Bereich sind die Os alle H-los. Vermutlich gibt es seit 2000 Jahren Christentum nicht mehr so viele Oh-Überraschungen, dafür aber mehr O-Anrufe.
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Danke für das Zitat! Habs eingebaut. Hier aber „Oh mein Papa …“ geschrieben:
https://de.wikipedia.org/wiki/O_mein_Papa
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Ja, nur dass „Oh mein Papa“ falsch ist. Dann müsste es „Oh, mein Papa“ heißen, was vermutlich bedeutet, dass er zur völligen Überraschung seines Kindes ein wunderbarer Clown geworden ist. Das „Oh“, wird eigentlich immer durch ein Satzzeichen abgetrennt.
Im Englischen gibt es das „O“ übrigens eigentlich nicht, da gibt es nur das „Oh“. Dass man beides manchmal trotzdem andesrum sieht, ist eher nicht der Grammatik geschuldet sondern dem Zusammenwachsen der Welt und der damit einhergehenden Vermischung der Sprachen.
Shit… hab ich doch wieder das englische Wort für Scheiße vergessen…
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O und oh ist ein Homophon, klingt mündlich gleich und wird vermutlich darum nicht sauber gerschieden. In der Schriftsprache fallen die Bedeutungsnuancen auf. Zu deinem englischen Befund schreibt Ann weiter oben das Gegenteil.
Aber du hast Recht, besonders wir Deutschen übernehmen gerne englische Schreibweisen, oft auch falsch.
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In englischen Kirchenliedern gibt es das „O“ schon.
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Auch in Whitmans Gedicht<a href= "O Captain! My Captain“ – worauf Kollege Noemix aufmerksam macht.
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Eindeutig zutage tritt die unterschiedliche Bedeutung der Interjektionen “o“ und “oh“ indessen, sobald sie ins Bairische übersetzt werden:
denn “oh“ (wie in „Oh, das ist schade!“, „Oh! Der nippelt gleich ab.“ usw.) heißt auf bairisch: “Öha!“
und “o“ (wie in „O wie wohl ist mir am Abend“, „o wie lacht“ usw.) heißt auf bairisch: “Jo mei.“; )
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Interessanter Hinweis. Dann hieße das „Jo mei wie wohl ist mir am Abend“ und „Jo mei wie lacht“, was für mich ungewohnt klingt.
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Jo mei, da ham S’ fei recht. (soll heißen „O wie recht Sie haben!“)
(im österreichischen Donaubairisch hieße die sinngetreue Übersetzung von Whitmans „O Captain!“ übrigens „Heast, Käpt’n!“ ; )
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