Liebeswerbung, Heirat und Leid im Palindrom – eine scheußliche Moritat

RENATE BITTET TIBETANER:
„BEI LIESE SEI LIEB!“
Doch ein Tibetaner namens Detlef bringt zur Einladung noch Kumpanen mit, so auch den wüsten Knut. Noch in der Diele mahnt Lieses Freundin Ella:
„TUNK NIE EIN KNIE EIN, KNUT!“
Die Männer jedoch können und wollen sich nicht benehmen, fragen Liese dummes Zeug:
„LEBEN SIE MIT IM EISNEBEL?“, raten ihr Unsinn wie:
„LEG IN EINE SO HELLE HOSE NIE’N IGEL!“ und
„DREH MAL AM HERD!“
Ella zürnt, weiß jedoch:
EINE HORDE BEDROHE NIE
und greift sich deshalb nur Detlef.
ELLA RÜFFELTE DETLEF FÜR ALLE.
Da ruft Detlef frech:
„GNUDUNG!“
Zur Rede gestellt, behauptet er,
„NUR DU, GUDRUN!“ gerufen zu haben.
EGALE LAGE.
Am Ende kriegen sie sich doch, die zartbesaitete Liese und Schwerenöter Knut. Sie wispert:
„TUNK EIN KNIE, KNUT!“

DIE LIEBE IST SIEGER.
Sie SPART RAPS, er SPART STRAPS.

Und bald verschwindet der treulose Knut. Liese, traurig und ohne Trost
SAGT GAS.
Aus dem fernen Tibet kabelt der Schurke:
DIE LIEBE TOTE, BEILEID!“

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28 Kommentare zu “Liebeswerbung, Heirat und Leid im Palindrom – eine scheußliche Moritat

  1. Ich glaube, der längste Satz, den ich kenne ist: Geist ziert Leben, Mut hegt Siege, Beileid trägt belegbare Reue, Neid dient nie, nun eint Neid die Neuerer, abgelebt gärt die Liebe, Geist geht, umnebelt reizt Sieg. Okay, es wären eher mehrere Sätze, wenn man nicht die Punkte durch Kommata getauscht hätte. Und er passt nicht in Deine Geschichte, wie man es auch dreht… nicht mal rückwärts…

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    • Wenn irgendwo so strenge Regeln gelten wie beim Palindrom, kann man sie nicht an einer Stelle überschreiten. Du sagst es selbst, was hier mit Kommas aneinandergeleimt ist, das sind alles vollwertige Sätze. Also gilt das Beispiel nicht als längstes Satzpalindrom. Er passt auch nicht, wie du richtig sagst, denn in meinem Text gings es nicht um einen Rekord. Trotzdem danke.

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    • Dabei habe ich mich schon bemüht, nur Sätze zu verwenden, die nicht so arg konstruiert wirken. Deren gibt es inzwischen Hunderte, grob zusammengeschustert und gewollt wirkend 😉 Ein Zitat aus meinem Buch: „Indem das Palindrom seinen magischen Charakter verloren hat und uns heute fast nur noch als sprachspielerische Form entgegentritt, gleicht es sich der Akrobatik an, und es würde mich nicht wundern, wenn die oben genannten Sprachartisten nebenher noch ein bisschen jonglieren, Feuerschlucken oder Einrad fahren würden.“

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      • Ein treffender Satz, lieber Jules. In deiner Erzählung sind die Sätze noch verständlich. Freilich, sperrig, aber doch Sätze mit Inhalt. Ich sah mal eine Liste mit unheimlich vielen Worten und Sätzen – bei der Hälfte hatte ich Fragezeichen vor den Augen und verstand den Sinn nicht mehr.

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