Meine lieben Damen und Herren! Bitte geben Sie mir einen Schubs, damit ich Ihnen ein launiges Produkt aus dem Teestübchen liefern kann. Danke. Ich hörte einen Mann sagen: „Man muss akzeptieren, dass Herbst ist“ und dachte: Früher wurden die Überbringer schlechter Nachrichten geschlagen oder sogar erschlagen, ein leider in Vergessenheit geratener Brauch. Allerdings war dieser Mann nicht der Überbringer, sondern hat nur ausgesprochen, was jeder sehen kann, wenn die Dämmerung so früh herabsinkt und die Blätter von den Bäumen tropfen.
Einmal im Herbst, zu lang ist’s her, sah ich in zauberhafter Begleitung fünf Sternschnuppen am klaren Nachthimmel. Wir waren extra zur Dornröschenbrücke gegangen, um über dem weiten Tal der Leine die angekündigten Sternschnuppen zu sehen. Eine Sternschnuppe ging so flach nieder und verlosch so spät, dass man meinen konnte, die Reste dieses streunenden Himmelskörpers wären einem auf den Kopf gefallen. Ich glaube, der Pechvogel war ich. Und es ging so schnell, dass ich vergaß, mir etwas zu wünschen, vielmehr ich wünschte mir nur noch, den Dachschaden zu begrenzen. Das zum Thema, du hast einen Wunsch frei.
Ich las mal eine Geschichte von einer Frau, die drei Wünsche frei hatte. Falls jetzt jemand die Geschichte erwartet, ich kriege sie nicht mehr zusammen. Jedenfalls hatte die Frau nach dem zweiten törichten Wunsch als Nase eine Wurst. Stellen wir uns eine dicke fette Weißwurst vor, eine aus echtem Schweinsdarm prallvoll gefüllt mit Gekröse, so eine Nase hatte die Frau. Da brauchte sie natürlich den dritten Wunsch, um ihre alte Nase zurück zu bekommen.
Man muss halt vorsichtig sein mit Wünschen. Als ich auf dem Sprung war, von Aachen nach Hannover zu ziehen, vor jetzt fast neun Jahren, dachte ich morgens beim Aufwachen, gäbe es doch einen Knall, und der Umzug wäre getan. Genauso ist es gekommen. Als der Umzug am Abend getan war und ich das Leihauto in Hannover abgeben wollte, fuhr ich mit einem Knall einem unglücklich geparkten VW-Transporter den Außenspiegel ab. Immerhin habe ich wirklich nicht lange gebraucht, in Hannover polizeilich bekannt zu werden und ein von der Polizei dokumentierter Knall war doch ein guter Auftakt.
Gestern habe ich eine durchgeknallte Frau mit Motorsäge fotografiert, vielmehr ihr Bild auf einem Umzugswagen. Mir ging es aber um den Slogan: „Wir sägen die Preise ab.“ Mir fiel nämlich ein, dass ich mal im ostbelgischen Eupen einen ähnlichen gelesen habe, der zwar grammatisch ein bisschen verhunzt, aber fast so brutal war: „Wir hauen den Preisen auf dem Kopf.“ Wer möchte da noch Preis Preuße sein.
Ich mag Herbst, da ist Drachenwetter. Der Mann darf also auch so weiterleben. 🙂
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Ja, Drachen steigen zu lassen hat etwas heiter Unbeschwertes.
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Sie zu füttern auch 😀
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Ah, ich weiß schon, mit Schnur. Als Kind habe ich mich immer gefreut, wenn ich Geld für eine Schnurverlängerung hatte. Gebrüder aus der Nachbarschaft waren wahre Schnurkönige. Sie hatten die Wicklungen der Schnur auf einem Art Brett und konnten ihren Drachen so weit steigen lassen, dass er nur noch mausklein am Himmel stand.
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Ja, so ist das mit den drei Wünschen. Der dritte wird immer gebraucht, um den Mist, den man mit den ersten beiden Wünschen angerichtet hat, wieder abzuräumen. Dich mit einem Knall bekannt zu machen, ist doch deutlich besser, als immer unbemerkt zu bleiben.
Sehr schön, wie du jeweils von Absatz zu Absatz gelangst, wie du ein Thema aufgreifst, um es sogleich zu variieren.
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Finde ich rückwirkend auch. Doch am fraglichen Abend wars blöd. Ich musste fast eine Dreiviertelstunde in der Dezemberkälte auf die Polizei warten. Danke für dein Lob. Ich bin froh, wenn mir so assoziative Texte gelingen.
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Die Geschichte von der Frau und den drei Wünschen ist ein in zahlreichen Varianten verbreitetes Volksmärchen (etwa hier*, oder hier*), welches fälschlich den Brüdern Grimm zugeschrieben wird. Bei den Brüdern Grimm findet sich indessen die Variante von einem Mann und drei Wünschen, hier*.
(Über einfältige Wünsche gibts auch den Schwank von dem Burgenländer, der zur Belohnung für eine gute Tat von einer Fee zwei Wünsche frei hat, und der wünscht sich eine Flasche Bier, die niemals leer wird: schwupps, geht sein Wunsch in Erfüllung. Der Burgenländer trinkt und trinkt aus der Bierflasche, und tatsächlich wird sie niemals leer. Der Burgenländer ist über die immervolle Bierflasche restlos begeistert, und so wünscht er sich, als er seinen zweiten Wunsch stellen darf, gleich noch eine zweite dazu!)
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Naja, die haben Märchen gesammelt, von falscher Zuschreibung zu sprechen, klingt da irgendwie komisch.
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Nein, ich meine dass das Märchen in der von Kollege Trithemius genannten speziellen Variante mit der Frau und der Wurst an der Nase nicht in der Sammlung der Brüder Grimm enthalten ist, wie zuweilen vermeint. Die Brüder Grimm führen zwar ebenfalls eine Märchenvariante (»Der Arme und der Reiche«) mit dem gleichen Sujet, aber anderen Exponenten und Requisiten an.
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Oh, tatsächlich? So ist sie sogar im Schulbuch abgedruckt (Cornelsen, Kl. 5, Niedersachsen). Das Märchen nennt sich dort „Die drei Wünsche“.
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Die zweite Flasche war sicher zum Verschenken gedacht.
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Gute Idee!
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@ noemix
Dankeschön für den Nachweis. Ich dachte, es handle sich um einen Schwank und bin gar nicht auf die Idee gekommen, danach zu suchen, wusste grad noch, dass es um ein armes Ehepaar ging, wollte aber die eher unbeschwerte Stimmung des Textes nicht verderben.
Der Burgenländer-Schwank ist herrlich. Vielen Dank dafür!
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Da nicht für ; )
(Der Schwank mit den zwei Wünschen kursiert etwa auch in einer Variante mit Kreditkarten*.)
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Als Kind habe ich ganze Tage damit verbracht an den berüchtigten Wünschen zu feilen. Besonders clever erschien es mir, mir einfach zu wünschen, dass mir künftig alle Wünsche erfüllt werden. Den Gedanken verwarf ich wieder. Ich erinnere mich, dass ich Angst hatte aufgrund maßloser Gier am Ende gar nichts zu bekommen.
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Ähnlich erinnere ich mich, dass ich als Kind gerne Fremdsprachen sprechen wollte und mir deswegen irgendetwas Unverständliches zurechtschusterte, was ich bei Gelegenheit gern von mir gab. Als man mich fragte: „Welche Fremdsprache soll das sein?“, antwortete ich: „Alle“. So viel zur Maßlosigkeit und Gier.
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Herrlich, diese Antwort!
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@ Cristina
Ich musst über die Antwort lachen. Das Deutsche hat für unverständliche Sprachen das Wort „Kauderwelsch.“ Der Wortbestandteil „welsch“ ist verwandt mit Waliesisch, Walachei, Wallonie, Walnuss, meint aber das Romanische, Südländische. Kauderwelsch steht für den Unwillen, fremde Sprachen differenziert zu betrachten. Da warst du als Kind schon auf dem ähnlichen Weg. Der Dadaist Hugo Ball hat das Stimmengewirr aus verschiedenen fremden Sprachen in seinem visuellen Lautgedicht Karawane dargestellt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lautpoesie
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Oh, das ist interessant. Die Walachei war eine Region im heutigen Rumänien, im Rückblick passt also alles noch besser. Nur damals wusste ich es nicht. Meine Antwort war aus heutiger Sicht eher so Chuck-Norris-Witz-Style („Wie viele Liegestütze schafft Chuck Norris? Alle!“), aber auch Chuck Norris kannte ich damals noch nicht.
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Das Gedicht ist toll. „Umf“ werte ich (auch im sonstigen Zusamenhang) als Happy-End.
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@ Mitzi
Dass du dir als Kind schon Gedanken über maßlose Gier gemacht hast, ehrt dich noch heute, liebe Mitzi. Ich habe mich auch immer gefragt, warum sich nicht beliebig viele Wünsche zu wünschen?, hatte aber deine Bedenken nie, sondern misstraute dem ganzen Wunschgeschäft.
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Ich fürchte, lieber Jules, dass es mich nicht ehrt. Es war blanke Sorge und ich habe viele Stunden darüber nachgedacht wie ich doch an mein Ziel gelangen könnte. Also gierig zu sein ohne das es einer merkt 😉
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Das ist ein zweischneidiges Schwert, das mit dem Wünschen, zumindest bei mir. Wünsche ich mir was, trifft es nicht ein, obwohl das, was stattdessen kommt kommt, meist nicht schlecht ist, aber eben nicht das Gewünschte. Vielleicht sollte ich meine Wünsche eher schwammig als konkret formulieren, um das erhoffte Ergebnis zu erhalten.
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Das käme auf einen Versuch an. Aber das Beste ist sowieso, wunschlos zu sein.
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