Tata-Taataataaaaa
Eine Unterkategorie der Science Fiction ist die Dystopie. Dystopien zeigen pessimistische Gegenbilder der Utopie, totalitäre Gesellschaften wie etwa in Georges Orwells Roman „1984“, Ray Bradburys „Fahrenheit 451“, in Terry Gilliams bedrückendem Film „Brazil“ oder in der verfilmten Romantrilogie „Hunger Games“ von Suzanne Collins. Was hat es zu bedeuten, dass die Tagesschau-Titelmelodie neuerdings exakt klingt wie aus einer der filmischen Dystopien? Ist das Versehen oder schreckliche Drohung?
Tee von gestern
Ich achte handwerkliche Leistung bis zur Selbstaufgabe. Wenn beispielsweise mein Friseur mir mehr von den Haupthaaren abschneidet als vereinbart, verkneife ich mir Protest. Daher ging ich letztens mit einer Halbseitenglatze nach Hause – und gab sogar Trinkgeld. Darum würde ich nie machen, was einer bei Fräulein Schlicht tat. Er trat an die Theke und sagte schwäbelnd ungefähr das: „Erkläre bitte deiner Mitarbeiterin von gestern, wie Früchtetee gemacht wird. Sie schaufelte Löffel um Löffel hinein, und mir war klar: „Das wird Schwarztee, aber kein Früchtetee.“ ZOUNDS! Das ist ja noch schlimmer als eine Halbseitenglatze. Aber warum beschwert er sich erst tagsdrauf? Hat er heute Morgen Korinthen kacken mussen?
Die Wahrheit über Dada
In seinem wunderbaren Buch „Agar agar zaurzurim – Zur Naturgeschichte des Reims und der menschlichen Anklangsnerven“ verrät Peter Rühmkorf, dass Dada im Malaysischen die weibliche Brust meint.
Die Glasknochen der Erinnerung
Manche Erinnerungen sind so fragil, wenn man nach ihnen greift, um sie aufzuschreiben, zerbröseln sie.
Wütend vor Angst
Im Haushalt meiner Patentante Liesl lebte ihr alter Vater, der Opa Happ. Als ich mal bei ihr in Ferien war, hatte er herausgefunden, dass er mich abends ärgern konnte, wenn er befahl: „Husch husch ins Körbchen!“ Das machte mich wütend, und darüber freute sich Opa Happ, aber es lag gar nicht an den Worten. Ich mochte nie gern zu Bett gehen, weil im Schlafzimmer oben auf dem Kleiderschrank meiner Tante alte Puppe Gundula saß. Vor Gundula hatte ich im Dunkeln eine Scheißangst. Opa Happ und Gundula, das Alptraumpaar.
Homunculi
Als ich Sonntag aus dem Fenster schaute, habe ich erblickt, wie zwei Männer im Pitbullsmoking von Addidas auf dem Spielplatz unten einen Grill aufgebaut und mächtigen Qualm produziert haben. Schaue ich zum zweiten Mal hinaus, sitzt hinter der Qualmwolke ganz schemenhaft ein weiterer Mann im Pitbullsmoking. Und klar, 15 Minuten später lungert ein Vierter um die Feuerstelle herum. Die Alchemisten haben geglaubt, wenn sie eine Phiole mit Sperma für eine Weile im dampfenden Kuhmist vergraben, dass in der Phiole ein Homunculus, also ein Menschlein heranwachsen würde. So glaube ich, dass im Qualmen und Rauchen eines Tankstellengrills Männer mit Pitbullsmoking erzeugt werden.
Immerzu Gerappel und Geklingel …
… ist die Überschrift und hier die Unterschrift:
Gut zu wissen, was Dada wirklich bedeutet. Ich hoffe, ich kann mit diesem neuen Wissen in irgendwelchen hochgebildeten Kreisen bei Gelegenheit einmal punkten. Übrigens: das vielzitierte Yoga-Wort „Om“, der „Urklang“, heißt auf Rumänisch „Mensch“.
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Interessanter Hinweis, vielen Dank! Wir erkennen im rumänischen Om unschwer noch die Verkürzung von lat. homo, Mensch. Die Entsprechung zur Mantra-Silbe „Om“, scheint mir daher eher zufällig. Ich kenne jetzt die genaue Etymologie des lateinischen homo nicht, aber glaube mich zu erinnern, dass es ursprünglich „Mann“ bedeutete. Ihm den Urklang zuzuschreiben, wollte ich als Mann nicht einfach behaupten, wie wohl der Schöpfergott in vielen Mythologien männlich ist und übrigens auch das deutsch Wort „männlich“ verwandt ist mit „menschlich“, Mensch also eigentlich Mann bedeutet, Sauerei! 😉
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Och, das sind wir leider schon aus dem Englischen gewohnt. Ich stimme zu, das jede etymologische Ähnlichkeit zufällig sein muss. Andererseits – was sind schon Zufälle? 😛 Man könnte darin auch einen diskreten Hinweis lesen, dass alles mit allem und allen zusammenhängt. Sehr tiefsinnige, vor dem Frühstück schwer zu verdauende philosophische Überlegungen meinerseits, ich weiß… 😀
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In der Tat. Da ich schon ziemlich früh gefrüh(!)stückt habe, sind mir deine philosophischen Überlegungen sehr willkommen. Schon Kurt Schwitters sagt: „Es gibt keine Zufälle. Eine Tür kann zufallen, aber das ist kein Zufall, sondern ein bewusstes Erlebnis der Tür, die Tür, die Tür, der Tür … “ Obwohl die Ähnlichkeit des rumänischen Om mit der Mantrasilbe auf eine Verkürzung zurückgeht, könnte die heilige Silbe Om trotzdem von Mann/Mensch herstammen, denn sie steckt ja auch in lat. homo. Da Om aus dem Sanskrit stammt, ist nicht auszuschließen, dass die jüngeren indogermanischen Sprachen durch diese älteste Sprache der Menschheit gelegentlich beeinflusst wurden, also durch die Menschen, die sie benutzten, um einen Sachverhalt wie die Entstehung der Welt zu klären.
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Der Abschnitt „Homunculi“ hat mich mehrfach auflachen lassen. Alchemistische Erzeugung von Männern mit Pitbullsmoking… Herrlich!
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Vielen Dank! Das freut mich wirklich sehr, denn der Humor war mir eine Weile abhanden gekommen. Das hübsche Wort „Pitbullsmoking“ habe ich mal in den 1990-er Jahren von der niederländischen TV-Moderatorin Judith de Bruine gehört.
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Manche Erinnerungen sind tatsächlich kaum zu fassen. Es ist schön schwer sie in Gedanken zu halten. Aufschreiben ist unmöglich.
Die Erzeugung von Kerlen im Pitbullsmoking lies mich schmunzeln und die Zurechtweisung bei der Teezubereitung den Kopf schütteln. Wer sich erst einen Tag später beschwert hat ein anderes Problem. Der Tee ist es nicht.
Ein feines Potpourri, lieber Jules.
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Dankeschön, liebe Mitzi. Mich erfreut immer wieder die Treffsicherheit deines Urteils, hier gegenüber dem unzufriedenen Früchteteemann, und natürlich freut mich, dich zum Schmunzeln gebracht zu haben. Eine flüchtige Erinnerung hatte ich gestern wegen der Geha-Tinte, die ich mal in einem riesigen Tintenfass gesehen habe, aber den Zusammenhang nicht mehr fassen kann. Ich habe deswegen heute tatsächlich an Geha geschrieben.
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Danke, lieber Jules.
In meiner Schulzeit gab es zwei Gruppen. Die mit Geha Füllern und Patronen und die mit Pelikan. Die Entscheidung traf man in der zweiten Klasse und ich kenne keinen, der später wechselte. Ich habe noch heute meinen Pelikanfüller. Und natürlich sammelten wir alle, die kleinen Kugeln. Ich erinnere mich daran, weil ich eben deinen anderen Text gelesen habe.
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Soviel Markenbewusstsein hat es zu meiner Schulzeit noch nicht gegeben. Ich erinnere mich, dass eins oder mehrere meiner Kinder Lamyfüller und welche von Scout hatten. Mit dem Sammeln der Kügelchen habe ich erst als Erwachsener angefangen. Ich glaube, ich habe mir die leeren Patronen meiner Schüler erbeten.
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Richtig…irgendwann kam auch Lamy. Ich glaube es hatte gar nichts mit Markenbewusstsein zu tun. Man mochte seinen Füller einfach und kam gar nicht auf die Idee etwas neues auszuprobieren.
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Ja, an die Geha-/Pelikan-Entscheidung erinnere ich mich auch noch… Ich hatte mich damals für Geha entschieden…
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Furchtbare Vorstellung, dass die Griller sich selbst fortpflanzen könnten, mehr und mehr werden, Fleischberge wuchern und weggegrillt werden, Wälder zu Holzkohlen werden… aber du hast ja mit dem Thema Dystopie angefangen.
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Hehe. Aber du hast die Idee zum grotesken Schreckensbilkd ausgemalt.
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Geht mir genau so. Sobald die Friseuse schneidet, ist es schon zu spät …
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Vor Jahren hat mal ein Freund zu mir gesagt: „Du musst dir von Männern die Haare schneiden lassen, Frauen machen einen zu brav.“ Das beachte ich seither – mit oben beschriebenem Ergebnis. 😉
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Seit ich meine Haare von einer Russin schneiden lasse, deren Sprachkenntnisse zwar nicht sooo gut sind, die mir aber wenigsten aufmerksam zuhört, hat sich einiges gebessert.
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