Wie schön, dass du geboren bist …

Aus Gründen habe ich in Hannover einen jungen Freundeskreis. Filipe d’Accord, Konrad Fischer, hier bekannt als Herr Leisetöne, und Herr Putzig, die Mitglieder des HaCK (Hannover Cünstler Kollectiv) könnten theoretisch meine Söhne sein. Auf einer Geburtstagsfete von Herrn Putzig wurde ich schon mal begrüßt als der „Alterspräsident.“ Just auf Geburtstagen in diesen Kreisen habe ich mich schon mehrmals erschreckt, wenn plötzlich ein Lied angestimmt wurde, das alle kannten, nur ich nicht: „Wie schön, dass du geboren bist …“

Sich fremd in der eigenen Kultur zu fühlen, ist eine seltsam schräge Erfahrung. Zufällig habe ich herausgefunden, wem ich das verdanke, einem Mann, der heute 70 Jahre alt wird. Die Süddeutsche Zeitung widmet ihm zum Geburtstag die Glosse auf Seite 1, das Streiflicht. Darin werden Kinderlieder als schlimmster Alptraum aller Eltern dargestellt, und der Urheber dieses Generationen andauernden Alptraums ist Rolf Zuckowski. Als ich gestern am Telefon mit meinem mittleren Sohn über Zuckowski sprach, stimmte er spontan einen der zuckowskischen Ohrwürmer an, bestätigte aber, dass „Wie schön, dass du geboren bist …“ bis uns nicht gesungen wurde. Da bekam ich glatt ein schlechtes Gewissen.
„Danke Rolf Zuckowski!“

15 Kommentare zu “Wie schön, dass du geboren bist …

  1. Tja Rolf Zuckowski ist deutsche Kultur;-) Das war das erste Konzert, auf dem ich mit meinem Sohn war, als er 4 Jahre alt war. Ich finde, R.Z. hat sehr schöne zeitlose Kindermusik gemacht bzw. macht sie wohl immer noch. Sie nervten nicht so schnell wie viele andere.

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    • So ist es. Auf seinen Konzerten waren wir nie. Und wir hatten keinen Tonträger von ihm. Wenn ich mich recht erinnere, sind mir seine Lieder manchmal im TV begegnet. Das Nervige ist ja der ständige Wiederholungsdrang von Kindern. Schlimmer als Lieder fand ich die Kassetten, z.B. „Benjamin Blümchen“, die immer und immer wieder gehört wurden, bis alle sie auswendig kannten.Ist ja eigentlich alles Thema für dein „Kinderunlimited-Blog, liebe Ann. Hast du schon ein neues Konzept?

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      • Ja, genau deshalb mochte ich R.Z., selbst wenn man ihn häufiger hörte, war er zumindest noch ertragbar, ausserdem sind seine Texte sehr liebevoll und nicht dümmlich kindlich.
        Zu meinem Blog, ja ich habe sogar schon einen Titel. Ich bin einmal gespannt, ob Du das Wort kennst. Ich wusste nicht einmal, dass dieser Umstand ein eigenes Wort hat. Es wird ähnlich werden, Studien, Gelesenes, Musik, aber alle Bereiche, nicht nur Kinder. Es wurde mir zu einseitig, ausserdem hatte ich lustigerweise kaum mehr junge Eltern als Leser. Sie sind wohl mehr an praktischen Überlebensstrategien interessiert. Im Augenblick bin ich noch ein wenig schreibfaul, lese aber jede Menge.

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        • @ Ann. Eine frühe Blogfreundin bei Blog.de hatte eine schöne Rubrik: „Wörter, die mir heute begegnet sind.“ Die dachte ich letztens zu klauen, weils fast täglich passiert, dass mir Wörter begegnen, die ich nicht kenne, beispielsweise …
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          m „Mausrutscher“
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          …, was wohl meint, eine unbedachte Äußerung ins Netz zu stellen wie damals Frau von Storch.
          Will sagen – ich kenne vieles nicht, bin aber sehr gespannt. Der Frühling ist ja eine gute Zeit, etwas Neues zu beginnen, weil dann alles wächst und gedeiht.

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  2. Zuckowski, Ralf. Mit dem hatte ich mal beruflich zu tun. Das ist zum Glück schon sehr lange her. Mit welchen Spitznamen ihn die Bühnen-Techniker belegt haben, gebe ich an dieser Stelle besser nicht preis. Rufmord und so… Sagen wir es mal so: Hinter der Bühne wurde sehr wenig gelacht. Eigentlich gar nicht.
    Während der Show natürlich schon. Die Herde der Eltern führte ihre Brut Gassi »Guck mal, der Onkel singt total schöne Lieder! Da mußt Du mitsingen!« Druckbespaßung. Kindergärten in Bataillonsstärke haben eine äußerst aggressive Ausstrahlung, vor allem dann, wenn man nicht Mitglied einer solch terroristischen Vereinigung ist. Die Bitte nach dem Zugang hinter die Bühne bekommt dann schnell die Form einer ultimativen Schutzgelderpressung »Sonst schreiben wir Rolf einen Brief, was er für beschissene Techniker hat!« Zum Glück herrschte Waffenverbot auf dem Gelände.
    Das mit dem Backstageverbot hatte gute Gründe. Dort wurde gelegentlich in äußerst harscher Form kommuniziert, warum an dieser Stelle niemand mitgesungen oder dort nicht gelacht wurde. Mir läuft es bis zum heutigen Tag kalt den Rücken herunter, wenn ich an diese Gelegenheiten denke. Meine eigene Brut durfte deswegen bis zum Hauptprogramm bleiben. Wenn die Pommesgabeln in die Höhe gehen, die Bierbecher fliegen und die E-Gitarren loslegen. Es ist ihnen, glaube ich, ganz gut bekommen. Den Namen Zuckowski kennen die gar nicht. Gott sei Dank!

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    • na bravo, das hätte ich gern eher gewusst…..mich faszinierte, dass Frauen ihn so anstrahlten…..manchmal erschien es mir, als wären die Kinder nur Alibi;-)

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    • @ pantoufle
      Danke für den aufschlussreichen Erfahrungsbericht mit dem Blick hinter die Kulissen. Er heißt aber „Rolf“, ein Despot offenbar. In den letzten Tagen habe ich mich mehr mit ihm beschäftigt als zur Zeit als Vater kleiner Kinder. Dann doch zum Glück oder „Gott sei Dank!“
      Anderes Thema: Gerade habe ich den US-amerikanischen Drucker wiedergefunden, den ich mal zitiert habe als ein Motto, das ich beachte: „Was sich als letztes erst erlernen lässt, ist Einfachheit.“ Im Original lautet es: The last thing to learn is simplicity“ und stammt von Theodore Low De Vinne (1828-1914) https://de.wikipedia.org/wiki/Theodore_Low_De_Vinne
      Du wolltest damals in einem Kommentar seine Nennung verhindern. Finds grad nicht.

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          • Winterschlaf! Poröse Ansauggummis gewechselt, das Salz aus den Innereien gekratzt und ein paar vergammelte Schrauben durch nicht so vergammelte ersetzt. Bremse, Rücklicht… was man eben so macht. Dann zum »fantastische Welten«-Festival am Tankumsee gefahren, nach 10km wieder umgedreht, weil die Kupplung wech war. Also nicht wech, aber so nutzlos wie wech. Dann wieder zum Festival. Sehr schöne Steampunk-Frauen in sehr schönen Miedern bewundert. Besonders bei Gewitterregen zeigen sich allerdings die Nachteile dieser Garderobe… neben ein paar amüsanten Vorteilen. Aber das nur nebenbei. Dann in einer ca. vierminütigen Regenpause wieder weg. Da hatte er nur drauf gewartet, Er, der mit dem Gewitterhammer! Jetzt bin ich wieder trocken.

            Gar nicht verzweifelt. Mit dem heißen Blut der Besserwisserei!

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  3. Der war mal jung, der Rolf Zuckowski. Jung und unbekannt. Und hat in der Turnhalle unseres Kindergartens gesungen, und hatte, zur grenzenlosen Begeisterung meiner und meines Bruders Mutter eine Latzhose an. Da konnte sie zu meinem Bruder sagen: „Guck mal, der ist gaaaaaanz berühmt und trägt die AUCH!“ – und da trug mein Bruder die Dinger noch ein halbes Jahr länger, bevor er endlich erwachsen wurde…
    Detlef Jöcker macht übrigens ganz ähnliche Musik, aber meine Kinder und ich mochten den mehr… 🙂

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  4. Rolf Zukowski habe ich übersprungen und werde bis auf sein Geburtstagslied gar nicht von ihm behelligt. Mein Lieblingsliedermacher für Kinder ist immer noch Reinhard Lakomy und seine Frau Monika Ehrhardt (Texte).

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    • Wir haben das Geburtstagslied schon bei Herrn Putzig und bei Filipe gesungen. Damals dachte ich, dass es aus dem gleichen kitschigen Umfeld stammt wie „Piep-piep-piep – wir haben uns alle lieb.“ In protestantischen Familien war mir das als Bestandteil des Tischrituals begegnet, wobei sich alle bei den Händen fassten, vermutlich statt Beten.
      Lakomy und Ehrhardt kenne ich nicht. Da meine Kinder erwachsen sind und ich die Enkel kaum sehe, habe ich keinen Zugang mehr.

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