In seinem Buch „Geplanter Verschleiß: Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt – und wie wir uns dagegen wehren können“, schreibt der Ökonom Christian Kreiß, eine Beratungsfirma habe dem Zahnpastahersteller Colgate geraten, die Tubenöffnung zu vergrößern, worauf sich der Umsatz um 30 Prozent erhöht habe. Jetzt verstehe ich mein Cartoon, das ich einst der Titanic angeboten habe, das dort aber so lange „auf Halde“ gelegen hat, dass ich es zurückgefordert habe. Der Witz zündet erst Jahre später im Kontext mit der zu großen Austrittsöffnung bei Zahnpastatuben. Darüber habe ich mich schon oft geärgert, dass immer zuviel Zahnpasta austritt. Wie wir jetzt wissen, exakt 30 Prozent pladdert sinnlos in den Abfluss. Sauerei. Gewiss gibt es die geplante Verschwendung auch bei anderen Produkten.
Zum Glück gibt´s immer mehr Repair-Cafés, die versuchen vorzeitig kaputt gegangene (verschlissene) Elektrogeräte wieder Instand zu setzen. Für die Tuben gibt´s wahrscheinlich auch längst Sparaufsätze. Aus Plastik…
Es ist schon ein krankes System, das derart mit Ressourchen umgeht und Mensch und Umwelt dabei völlig aus dem Blick verliert.
Deien Zeichnung gefällt mir! Du hast wirklich viele Talente.
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Danke für den Hinweis auf Repair-Cafés. https://www.reparatur-initiativen.de/initiativen/
Du hast Recht. Aber es liegt auch am Verbraucherverhalten. Wir pflegen einen obszön verschwenderischen Lebensstil, häufig aus Unachtsankeit. Mich hat die Information über vergrößerte Tubenöffnung schon zur vorsichtigen Handhabung der Tube gebracht.
Dankeschön für das Lob, freut mich!
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Klar, es liegt auch an uns. Mir wird schlecht, wenn ich lese, dass Hawking rät auf andere Planeten auszuweichen. Stattdessen könnte man auch den, auf dem man lebt pflegen.
Großes Thema….
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Ich fürchte, die 100-Jahresfrist, die er nennt, reicht nicht, den Prozess des Umdenkens einzuleiten. Einerseits sind 100 Jahre für Erwachsene keine Bedrohung, weil sie außerhalb des Erreichbaren liegen, andererseits müsste sich die menschliche Natur zu rasch wandeln. Derzeit stellt sie sich genau so dar wie die komplett törichte Beraterfirma im Textbeispiel.
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Seufz
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Ich habe mal gehört, dass viele Getränkehersteller manche ihrer Erzeugnisse in Flaschen mit extra großen Öffnungen anbieten und die Flaschenform so gestalten, dass man kaum wenig ausgießen kann, sondern tendenziell ein größerer Schwung Flüssigkeit die Flasche verlässt, jedenfalls wenn sie nicht mehr ganz voll ist.
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Ja, das gibt’s, „geplanter Mehverbrauch“: https://de.wikipedia.org/wiki/Obsoleszenz
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@Willi
Danke für den Nachweis.
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Es hält sich ja auch hartnäckig das Gerücht, dass manchen Geräten (z. B. Druckern) ein Lebensende bereits einprogrammiert ist, in Form eines „Kaputtgehzeitpunktes“. Der Kapitalismus treibt das Konkurrenzprinzip auf die Spitze, wie wir derzeit in allen Bereichen beobachten können. Als (vielleicht schwacher) Trost : man kann sich dazu verhalten – hoffentlich weitestgehend selbstbestimmt. (Und: ganz neue Kulturtechniken werden nebenbei erworben, z. B. wie sich der Druck auf die Zahnpastatube so fein regulieren lässt, dass trotz großer Öffnung nur wenig Pasta austritt 😉
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In der Tat, siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Obsoleszenz
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Das ist kein Gerücht. Man weiß es sicher vom Glühlampenkartell
https://de.wikipedia.org/wiki/Phoebuskartell
Die Hersteller rechnen vor allem mit unserer Vergesslichkeit. Nach Christian Kreiß bohrt der durchschnittliche Amerikaner 11 Minuten pro Jahr. Wenn seine Bohrmaschine nach zehn Jahren kaputt geht, ist dem Kunden gar nicht klar, dass die Maschine nur eine Lebensdauer von zwei Stunden hatte. Die kann sogar noch herabgesetzt werden, denn ob zehn oder neun Jahre, macht für den Kunden keinen Unterschied, weil er sich ans genaue Kaufdatum nicht erinnert, Tatsächlich achte ich jetzt darauf, nur vorsichtig auf die Tube zu drücken und besser zu portionieren.
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Jau und dieser sogenannte Konsumzwang artikuliert sich jetzt in der sogenannten Lieblingsbeschäftigung des zivilisierten homo sapiens, nämlich dem Shoppen. Es hat lange gedauert, bis ich kapiert habe, dass Shoppen Selbstzweck ist. Was man aus einem solchen Unterfangen mit nachhause bringt, ist völlig nachgeordnet, und wenn der Kram dann fast so bums im Müll landet, ist der Tatbestand des Shoppens dennoch erfolgreich abgelaufen.
So oder so ähnlich, es nicht so recht mein Metier.
🙂
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Das ist wahr. Und – cooler Cartoon, gut gezeichnet 🙂 VG Willi
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Vielen Dank, lieber Willi, sowohl für Lob wie auch Bestätigung.
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Ich werde meinen Zahnpastaverbrauch im Auge behalten. Ein unverschämtes Verhalten der Industrie in einem amüsanten Beitrag verpackt.
Kompliment für die Zeichnung, lieber Jules.
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Das ist gut, liebe Mitzi, spart Geld und schont die Umwelt, weil weniger Mikroplastik ins Abwasser gelangt. https://de.wikipedia.org/wiki/Mikroplastik Es gab Zeiten, da war man in dieser Hinsicht völlig gedankenlos. Ich habe sogar mit Zahnpasta gemalt, denn sie ist billiger als Deckweiß. In der Zeichnung kommts aber nicht vor. Die Technik ist Tusche laviert, Weiß ist das Weiß des Papiers. Dankeschön fürs Kompliment!
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Gerne lieber Jules. Das Thema der Mikroplastik in den Abwässer und Meeren ist mir erst richtig bewusst geworden, als meine Nichte ein Referat darüber hielt und der Familie einen flammende Vortrag darüber hielt.
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Ein „flammender Vortrag“ – das ist mir sehr sympathisch. Wer sonst als die Jugend kann mit heißem Herzen gegen den Wahn unserer Welt protestieren? Herzliche Grüße an deine Nichte, liebe Mitzi.
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Mir ist es auch sympathisch. Wenn nicht die Jugend sich noch leidenschaftlich für etwas entflammen kann, wer dann? Ich werde es ausrichten, lieber Jules.
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Das ist alles nur zu unserem Besten! Und weniger Verbrauch ist asozial, denn Verbrauch schafft Umsatz, Umsatz sorgt für Produktion, Produktion für Arbeitsplätze – und sozial ist, was Arbeit schafft.
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Haben sie dir das im BWL-Studium erzählt?
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Ja… wieso? Das steht doch auch im Grundgesetz… oder war es vielleicht sogar ein Naturgesetz?
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Im Grundgesetz stehts nicht. Da ist nicht mal das Prinzip „Marktwirtschaft“ verankert, erst recht nicht Frau Merkels törichter Spruch von der „marktgerechten Demokratie.“ Wohl steht in Art. 14 Abs. 2 Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“, woran viele Nutznießer der „marktgerechten Demokratie“ erinnert werden müssen. Vom Glauben an das Naturgesetz rücken selbst Ökonomen ab:
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Dann muss das gottgewollt sein. Ja, bestimmt, wir müssen nur noch den passenden Gott finden. Aber da gibt es eigentlich immer einen, der gerade passt.
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Der Gott bzw. Dämon heißt Mammon.
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Der Erich guckt aber auch grimmig! Wenn ich in dem Badezimmer Zahnpasta wäre, würde ich so einem mürrischen Patron noch viel mehr Scherereien bescheren als nur so einen mikrigen Stinkrfinger.
Klasseidee und gekonnte Umsetzung. Schön.
😀
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Zum Glück bist du menschlich und keine hingetuschte Zahnpasta. Und Erich guckt so, weil ich ihn so gezeichnet habe. Leider habe ich das Zeichnen aufgegeben. Von der Serie wurde nur ein Bild gedruckt, das dir sicher bekannte „Heinzi“, und weil ich bei der Titanic mit Zeichnungen keinen Fuß in die Tür bekam (Hans Zippert: „Da musst du zuerst Greser & Lenz erstechen“), habe ich nur noch geschrieben. Dankeschön fürs Kompliment.
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Mit Shampoo und Duschgel ist es genauso – meistens nimmt man doppelt so viel wie nötig und bemerkt das erst, wenn nur noch ein Restchen übrig ist und doch vollkommen reicht. Duschgel hat oft eine seltsame Konsistenz und flutscht aus der Hand wie ein nasser Fisch. Übrigens sind Zahnpasta- und andere Tuben in letzter Zeit mehr und mehr aus einem ganz weichen Plastik, das man nicht mehr zusammendrücken bzw. falten kann; es bleibt viel Zahnpasta oder Creme in der Tube zurück, wenn man denkt, sie sei schon leer. Das sieht man aber nur, wenn man sie aufschneidet. Ich schneide seit längerem alle Tuben (und auch härtere Gefäße) auf, um die Reste darin zu verbrauchen. 10 Prozent des Inhalts, schätze ich, werden so gerettet und verbraucht statt weggeworfen.
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Beim Duschgel ist mir das auch schon aufgefallen. Danke für den Hinweis, liebe Dorothea. Die Tuben aufzuschneiden, um an die ganzen Inhalt ranzukommen, ist ein guter Tipp. Ich glaube, dass in den genannten Bereichen mehr Achtsamkeit schon Abhilfe schaffen kann, wie ja überhaupt mehr Achtsamkeit und Beobachtung des eigenen Konsumverhaltens hilft.
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Ein gegensätzliches Kuriosum in diesem Konnex ist freilich die Ajona-Zahnpasta, deren Benützer mittels Aufschrift auf der Tube ausdrücklich vom Hersteller angehalten wird, diese »bitte« sparsam zu verwenden. (Früher stand dort gar der gebieterische Aufruf: »Man verwende sie sparsam!«)
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Toll! Danke für den Hinweis. Das spricht für die Marke und ist schon ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem man heutzutage punkten kann. Leider: http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/nachricht-detail/zahngesundheit-stiftung-warentest-testet-zahncremes/
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Das von Dir erwähnte Buch von Christian Kreiß steht schon auf meiner Wunschliste!
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Hallo, und herzlich willkommen im Teestübchen! Das Buch kann ich nur empfehlen.
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