Wir Alltags-Ethnologen hatten ja früher nichts außer Papier und Bleistift und mussten alles mit der Hand machen. Morgens in aller früh bei jedem Wetter raus auf die Straße, und dann wurde man auch noch scheel angeguckt, wenn man auf den Knien über einem Kanaldeckel lag. So sehen die Sachen dann aus: Flüchtig hingeskribbelt. Diese Abreibtechnik heißt Frottage. Sie diente einst dokumentarischen Zwecken, hatte jedoch immer einen grafischen Eigenwert.
Unter Kindern war das Frottieren von Münzen beliebt, Künstler nutzten die Frottage, um in Oberflächenstrukturen mannigfaltige Bilder zu finden. Der Kölner Surrealist Max Ernst hat diese Technik zur Meisterschaft entwickelt. Die Frottage zur Dokumentation wurde durch die allgegenwärtige Digitalfotografie verdrängt und gehört mit Doodeln und Handschrift in die Reihe der verschwindenden Kulturtechniken. Als ich in den 1990-er Jahren noch Tagebuch schrieb, frottierte ich einiges:
Frottieren ohne Handtuch geht kinderleicht. Man braucht nur eine strukturierte Oberfläche, Papier, einen weichen Bleistift und ein klein bisschen Geduld. Versuchen Sie es mal und zeigen Sie das Ergebnis!
Vor allem Münzen sollten noch rechtzeitig vor ihrer Abschaffung frottiert werden, denn die Anschläge auf das gute alte Bargeld sind Legion.
Und hier noch eine Preisfrage, für deren richtige Beantwortung es leider überhaupt keinen Preis gibt. https://trittenheim.files.wordpress.com/2017/02/preisfrage.jpg
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Frottieren. Ah ja, ich hab das auch gerne gemacht, wie Du auch schreibst, mit Münzen und so weiter. Zur Preisfrage: Das ist eine frottierte, nackte Frau mit dem zukünftigen Iphone 9 in der Hand. 😛
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Versuchs doch noch einmal!
Der LÖsungsversuch ist witzig, mit deinen Worten „Das ist richtig, aber leider falsch.“
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Mit dieser Technik kamen wir im Kunstunterricht immer wieder zu guten Ergebnissen. Mit weißem Blatt und Bleistift konnten die Schüler überall rumsausen und probieren, wie sonst nie fanden sie eifrig wunderbare Strukturen! In einem Roman las ich, dass der Lehrer mit seiner Dorfschulklasse gar auf den Friedhof ging und die Kinder an den Grabsteinen die Frottage erprobten. Es gibt auch Biolehrer, die das mit Baumrinden …usw.
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Meine Schüler haben das ebenfalls gerne gemacht, weil sie dazu über das ganze Schulgelände ausschwärmen konnten, um lohnende Strukturen zu finden. Grabsteine sind auch lohnende Objekte, allerdings könnte passieren, dass man sich erklären muss. Die Ausrede: „Der Lehrer hat mich dazu angestiftet“, gilt diesmal nicht. 😉 Ich bin im Ruhestand.
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ich war auch ein Münzen Frottierer!
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Machs doch noch einmal. Du hast bestimmt exotische Münzen.
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ich bin leider unterwegs…
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Solche Auskünfte erstaunen mich noch immer. Du bist unterwegs werweißwo und werweißwie, aber wir können kommunizieren als säßest du an deinem Schreibtisch.
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schau in Deine Statistik und Du siehst, wo ich bin.
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Ich wollte nicht neugierig erscheinen. Mich fasziniert, dass die verschiedensten örtliche Dispositionen in den Kommentaren auf ein räumliches Miteinander gebracht werden. Mitzi schickte mir mal einen Kommentar, derweil sie mit der U-Bahn durch den Münchener Untergrund raste.
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Von mir hast du schon von einigen Flughaefen Kommentare erhalten!
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Unfassbar für einen wie mich, der noch mit dem selbstgebauten. Dosentelefon aufgewachsen ist 😉
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Ich finde es aufregend, die Erde ist sehr viel kleiner geworden.
Es gibt inzwischen auch die Technologie, dass man gegenseitig als Hologramm erscheint, um scheinbar ein gemeinsames Gespräch im selben Raum zu führen.
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Wer hat solche Entwicklungen hier schon vorausgesehen? Dein Teestübchen 😉
https://trittenheim.wordpress.com/2016/11/12/die-laeden-meiner-kindheit-durch-das-verschwinden-der-stofflichkeit-verschwindet-auch-der-mensch/
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Eine Frau auf einer Sonnenbank, die gerade die Bedienungsanleitung liest!
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„Das ist richtig, aber leider falsch.“
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Ich hab mal eben frottiert, das Firmenschild meiner alten Schreibmaschine:

Und handelt es sich bei deiner Preisfrage auch um ein Firmenschild an einer Höhensonne oder an einer Wärmflasche?
🙂
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Dankeschön für deine Frottage, liebe Marana! So kommt die gute alte „Monica“ wenigstens nochmal zu Ehren. Das Rätsel hast du so gut wie gelöst. Das Bild (von mir mit LInolfarbe abgedruckt) befand sich als Prägung im Gummi einer Wärmflasche und soll wohl deren wohltuende Wärmewirkung illustrieren. Ich finde die ungelenke Darstellung in ihrer Naivität recht ansprechend, weil ungewollt komisch.
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Mich erinnerte es an dieses Logo, nur die Wärmflasche im in den Händen der nackichten Dame passte nicht so.

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Wahrlich kleine Kunstwerke …
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Vielen Dank für deine Einschätzung. Conclusio: So leicht geht Kunst.
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Lieber Jules, auch meine (Sommer-)Schuhsohle läßt sich vortrefflich frottieren, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wie man ein Bild hochladen kann …
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Liebe Dorothea,
lade das Bild wie gewöhnlich in deine Mediathek. Wenn du es dort anklickst, erscheint rechts in einem Fenster seine URL. Die markiere und kopiere einfach iin einen Kommentarkasten.Schon können wir deine Frottage sehen. Ich bin gespannt.
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Vielen Dank. Wie hübsch. Der Abdruck wirkt zierlich. Falls es mal geschneit hat, hinterlässt du sogar die Schuhgröße im Schnee, freilich dann in Spiegelschrift, aber es sind ja Sommerschuhe.
(Habs für dich eingesetzt. Was du geschickt hattest, war nicht die URL.)
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Danke. Die URL erschien in keinem Fenster; ich habe dann aus Verlegenheit die Graphikadresse kopiert und eingesetzt … Es sind wahrhaftig keine Schneeschuhe! Einen Abdruck hinterlassen sie höchstens im feuchten Sand, aber dazu müßte man sehr fest auftreten.
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Ich hätte es besser erklären müssen. Deshalb mein heutiges Tutorial, bei dem ich deine Frottage als Beispiel genommen habe, wodurch du doch eine deutliche Spur hinterlassen hast, wenn auch digital 😉
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Pingback: Teestübchen Tutorial: Wie man ein Bild in den Kommentarkasten einfügt
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Beeindruckend, vielen Dank! Dass der altväterliche Spruch „Sich regen bringt Segen“ auf den alten 50-Pfennig-Münzen stand, wusste ich nicht. Wie lautet die Jahreszahl, 1920?
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Ja, 1920. Die Geschichte zu der Münze: Ich habe sie vor mehr als 50 Jahren gefunden, in Hagen-Eppenhausen. Wie ich gerade gelesen habe, war das die erste Münze der Weimarer Republik.
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Oh, etwas groß und fett, na, ich lerne ja noch. Seltsam, dass man Techniken, die einem als Kind so vertraut waren, so vollständig vergessen kann.
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Ist doch prima geworden, hast wohl den Bleistift breit gespitzt, sieht fast aus wie ein Zimmermannsbleistift.
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Pingback: Von der Klage der Texte wider ihren Erzeuger – Teestübchen Jahresrückblick 2015