Komisch, beim Aussterben erwischt es zuerst die Starken. Ich weiß nicht, ob es in der Biologie ähnlich ist, aber in der Sprache trifft es zu. Wir kennen im Deutschen die Klasse der „starken Verben.“ Starke Verben haben die Besonderheit, dass sie bei der Konjugation (Beugung) ihren Stammvokal verändern, Beispiel: „singen, sang, gesungen”,rinnen, rann, geronnen ” oder „helfen, half, geholfen.” Im Konjunktiv II nehmen sie überdies befremdlich klingende Formen an, die in den Ohren der meisten Deutschsprecher falsch oder zumindest veraltet klingen. Wer solche Klänge vermeiden will, behilft sich mit der Ersatzform „würde + Infinitiv“, sagt also nicht: „Ich sänge ja mit, wenn ich den Text könnte.“ sondern „Ich würde mitsingen, …“ – eigentlich schade, denn auch eine lebendige Sprache braucht Vielfalt. Vor einigen Jahren habe ich einen kurzen Text geschrieben, in dem starke Verben im Konjunktiv II vorkommen. Zur Förderung der grammatischen Biodiversität erscheint er im Teestübchen in typografisch gestalteter und animierter Form. Gute Unterhaltung.
toll gemacht, Jules ! Es klingt schon befremdlich, finde ich!Das Wort lüde kannte ich nicht !
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Dankeschön, liebe Ann! Ich erinnere mich an ein Lied aus der Sesamstraße, worin die Verbform „lüde“ vorkommt (bei 0:25):
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Was für ein wunderbares Video…der Text gefällt mir sehr und Du hast keine Vorstellung, wieiviel ich schon aus Kindersendungen gelernt habe, besonders die Sendung für die Maus holt alles nach, was ich in der Schule durch Träumen verpasst habe! Faszinierend übrigens, dass Du Dich an diese Sequenz erinnert hast!
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Doch, das kann ich gut nachempfinden. Hab mit vier Kindern Sesamstraße und Sendung mit der Maus gesehen. Ans Lied erinnerte ich mich, weils ja ein Beatles-Song ist, gesungen von Ringo Starr.
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dann muss Dein Allgemeinwissen genial sein 😉 und ja, den Song habe ich erkannt! Meine Kinder mochten die Sesamstrasse nicht (was ich schade fand). Sie waren Barney und später Blues Clues Fans https://de.wikipedia.org/wiki/Blue%E2%80%99s_Clues_%E2%80%93_Blau_und_schlau
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Ich mochte die Sesamstraße, bis in der dt. Fassung die neuen Figuren Samson und Tiffy eingeführt wurden. Grundsätzlich fand ich das Konzept hinter der Originalfassung von Children’s Television Workshop (CTW) toll, da es ja Unterschichtskinder fördern sollte, die durch die Sprachbarriere (den restringierten Code) benachteiligt waren. Deshalb wurden einfache Sachverhalte wie die Farbnamen, Zahlenreihe und die Alphabetfolge erklärt wie auch Begrifflichkeiten wie vorher/nachher, über/unter. Deine Kinder gehörten gewiss nicht zur Zielgruppe. Aber ich habe natürlich viel lernen können 😉
Danke für den Link. Die Kinderserien kannte ich nicht.
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Ja, wirklich schade. Nutzten mehr Menschen den Konjunktiv, stürbe er nicht aus. Aber schön gemacht👍
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Vielen Dank, Kristina. Ich fürchte, es liegt am Zahn der Zeit. Er nagt an allen Sprachen, und beim Konjunktiv II ist die sprachliche Erosion schon ziemlich fortgeschritten.
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Umso wichtiger wäre es, würden die, die den zweiten Konjunktiv noch richtig zu verbeugen wüssten, ihn mit Vergnügen sprachlich durchpflügen vertexten, durchzögen den Slang gebeugte Verbenkerle und täten aufs Schönste herumhexen.
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Leider sind Sprachentwicklungen kaum zu verhindern. Dazu ist die Sprachgemeinschaft zu groß. Und „alles Große ist schwer zu bewegen“, sagt Baltasar Gracián in der „Kunst der Weltklugheit.“ Vermutlich hülfe bei der Rettung starker Verben im Konjunktiv II nur Hexerei. 😉
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Oder Zauberei…?😜
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Wundervoll! Ich liebe den Konjunktiv II. Das Problem ist, dass immer mehr Menschen die korrekte Form des Präteritums (das man nun mal für den Konjunktiv II braucht) nicht mehr beherrschen, weil selbiges zusehend vom Perfekt vertrieben wird. Das Perfekt ist demnach des Konjunktivs Tod.
Schönes Wochenende 🙂
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Ich auch. Allerdings wirkt er in der Häufung wie im Text oben altfränkisch. Es ist das Los aller Dinge, sie altern und nutzen sich ab, ein Effekt, der auch Sprachen betrifft. Andererseits ist der Sprachwandel das Kennzeichen „lebendiger“ Sprachen. Erst wenn eine Sprache abgestorben ist (wie Latein) lässt sich ein Sprachzustand konservieren.
Dannkeschön für den Kommentar und dir auch ein schönes Wochenende!
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Herrlich!
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Freut mich, dankeschön!
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Vielleicht benutzt man den Konjunktiv II auch weniger, weil er eine Tätigkeit beschreibt, die eigentlich nie stattgefunden hat bzw wird (weil sie in der Zukunft abgeschlossen ist) und damit nur einer Beschreibung dient, die nicht unbedingt notwendig ist zu teilen.
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Du hast Recht. Darum heißt der Konjunktiv II ja auch Möglichkeitsform (Irrealis). In TV-Filmen fällt mir immer wieder die Verwechslung von Kojunktiv I, (der indirekten Rede), und Konjunktiv II auf.
Auch professionelle Schreiber kennen sich nicht mehr gut aus. Auf einem Titanic-Buchmessenfest in den Endneunziger Jahren sprach ich mit einem mir unbekannten Spiegelredakteur. Er fragte, was ich im aktuellen Heft geschrieben hätte, und ich sagte, beispielsweise den hier:
Darauf er: „Oh, das hätte ich nicht gekonnt!“ 😉
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Genial!
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Der Bauer wünschte er kennte sie nicht.
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Dein Kommentar zeigt ein Phänomen, das nur bei schwachen Verben auftritt, nämlich die Formengleichheit des Konjuktiv II mit dem Indikativ Präteritum. Zur Unterscheidung von „Er wünschte, er kennte sie nicht“ (Konjunktiv II) und „Gestern wünschte er sich …“ (Indikativ Präteritum) schlägt der Duden würde und Infinitiv vor „Er würde wünschen,…“
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Bei schwachen Verben, die nicht so spektakulär gebeugt werden?
Woran erkenne ich deren Schwäche? Sowas weiß ich leider alles nicht. Ich spreche intuitiv.
Wünschen würden ist eine Formulierung (die der Duden da vorschlägt), die mir ganz nach einem überambitionierten Kellner klingt: Was würden Sie denn trinken wollen?
Da möchte man doch gleich fragen: falls ich überhaupt etwas wünschen dürfte und obendrein noch etwas zu trinken bekäme?
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Schwache Verben erkennst du daran, dass sie bei der Beugung ihren Stammvokal nicht ändern wie „wünschen, wünschte, gewünscht.“ Du hast allerdings Recht, die Kombination „würde wünschen “ wirkt ein wenig kurios. Das Beispiel ist ja konstruiert. Normalerweise würdest du solche Konstruktionen sowieso vermeiden. Gewiss bist du gut beraten, deinem Sprachgefühl zu vertrauen.
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Danke für die Erklärung, lieber Jules.
Wieder was gelernt.
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Gerne, liebe Tikerscherk.
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Ich gäbe mindestens 5 Sterne, also die Höchstzahl, für das fabelhafte GIF und hübe an zum Lobgesang auf den Autor.
Warum nur im Konjunktiv?
Nein, ich mache es tatsächlich … 🙂
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Ich nähme nicht nur, sondern nehme die fünf Sterne gerne und danke recht herzlich für die Laudatio von einem Sänger, der selbst ein audiovisueller Künstler ist.
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