Ende der Sommerpause im Teestübchen. Es könnte ja sein, dass jemand sich fragt, was hat wohl der Trittenheim die ganze Zeit getrieben? Anfangs fast gar nichts. Denn wenn ich etwas denken wollte, war ich leider zu matschig im Kopf, weshalb die Pause dringend nötig war. Um wieder klar im Kopf zu werden, habe ich mich einige Tage mit den notas elegantissimas beschäftigt. Dieses Zahlzeichensystem hat der deutsche Humanist und Universalgelehrte, Schüler des historischen Trithemius, Agrippa von Nettesheim in seinem Buch „De Occulta Philosophia“ (1510) überliefert. Agrippa gibt an, er habe die Zeichen „in zwei sehr alten astrologischen und magischen Büchern“ gefunden. Darstellen lassen sich damit die Zahlen 1 bis 9999. Diese Beschränkung liegt wohl hauptsächlich daran, dass in diesem Zahlzeichensystem die Null fehlt. Nach Agrippa wurden besonders Jahreszahlen damit geschrieben. Man könnte daraus schließen, dass im Jahr 9999 die Zeitrechnung endet, weil mit diesem System weiter nicht geschrieben werden kann, wie Esoteriker das ähnlich beim ebenso endlichen Mayakalender getan haben. Dazu müsste allerdings bekannt sein, ab wann die Zählung beginnt, vermutlich irgendwo in ferner Vorzeit.
Die Bildung der notas folgt dem Prinzip der Binderune. An einen senkrechten Ast werden alle anderen Elemente angehängt, vergleichbar den Ogham-Runen. Das System kommt mit einer geringen Zahl grafischer Elemente aus, nämlich genau mit zehn. Ihr Wert ergibt sich aus der Position am senkrechten Ast. Die Abbbildung unten zeigt, wie die hohen Zahlen gebildet werden.
Natürlich habe ich im Internet recherchiert, ob schon jemand über die geheimnisvollen notas elegantissimas geschrieben hat. Und siehe da – das war ich – vor zehn Jahren. Hatte ich ganz vergessen.
Zur Vertiefung: Schreibe deine Geburtsdaten mit den notas!
Das Zahlensystem ist genial, simpel, logisch aufgebaut … herzlichen Dank fuers Vorstellen.Ich mag solches Wissen sehr gern.
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Freut mich, dass ich dein Interesse wecken konnte.
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Später werde ich mich mal vertiefen, jetzt scheint die Sonne.
🙂
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logischerweise müsste es aber 10000 auch geben…nur die Null alleine existiert nicht, Du hast ja 10, 100, 1000, da wäre 10.000 ein senkrechter Strich mit vielleicht einem Haken in der Mitte nach rechts!
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Wenn du in der letzten Grafik die Zeichen für 1, 10, 100, 1000 vergleichst, sind sie formal ähnlich, nämlich waagerechte Striche an den Enden des senkrechten Astes. Da sind die vier Möglichkeiten ausgeschöpft. Ein Haken (du meinst eine 45 Grad Diagonale?) würde die Eleganz der Formgebung aufbrechen.
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nein, den waagerechten in der Mitte ansiedeln!
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die Möglichkeit gab es noch nicht…nur die Ecken wurden verbraucht! Mit Der Ansiedlung in der Mitte wäre 10.000 und 100.000 noch möglich, das meinte ich !
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Ja, das ginge, brächte aber eine Verwechslungsgefahr mit der Reihe 2, 20, 200, 2000.
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wenn Du so argumentierst, besteht die Gefahr auch bei 5 und 6
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Stimmt.
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Zur Sicherheit wäre dann ein Vierliniensystem anzuwenden, damit 200 und 20.000 nicht zu ähnlich sind.
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jedenfalls eine tolle Sache!!
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Hast du gesehen? Die ersten 26 Zeichen (Grafik 2) eignen sich zum Verschlüsseln von Texten (ist freilich einfach zu knacken)
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nein, ich hatte mich schon gewundert, dass Du 26 Ziffern geschrieben hattest, aber der Groschen war nicht gefallen 😉
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Mir schwirrt der Kopf. Angesichts der Pfiffigkeit haben die Römer ihre Zahlen wohl freiwillig weggeworfen … 🙂
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In der Tat ist das römische Zahlsystem grafisch nicht so „pfiffig“. Aber das hier war Geheimwissen und geriet wohl deshalb nicht in den allgemeinen Gebrauch.
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Die Hausaufgabe zur Vertiefung ist erledigt ;).
Mir gefällt die Ästhetik dieser Zeichen. Dank dem Teestübchen ist mir Agrippa von Nettesheim bereits ein Begriff. Nun auch noch die geheimen Zählzeichen. Wer weiß man sie einmal brauchen kann. Wenigstens einer könnte meine Telefonnummer entschlüsseln.
Liebe Grüße
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Auf dich ist Verlass, liebe Mitzi. Deshalb hat sich dir auch die Ästhetik der Zeichen erschlossen. Das mit deiner Telefonnummer in notas elegantissimas ist eine gute Idee. Wer sie entschlüsseln kann, hätte sich für dich qualifiziert. 😉
Lieben Gruß
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Es werden nicht viele sein 😉
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Du bist ja auch keine Allerweltsfrau.
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