Ich kannte einen Mann, der hieß Hund. Zu dieser Zeit arbeitete ich als studentische Hilfskraft für den Pressesprecher der Technischen Hochschule Aachen (RWTH), genauer ich entwarf alle Drucksachen der Pressestelle. Es war eine neue Informationsbroschüre für Besucher der Hochschule zu machen, und Herr Hund vertrat die Druckerei, die den Zuschlag bekommen hatte. Als er zu einer Vorbesprechung eintraf, saß ich bereits mit dem Pressesprecher im Konferenzraum. Herr Hund trat ein, und sofort verbreitete sich ein enormer Gestank. Wir sahen uns an, und aus Höflichkeit sagten wir nichts dazu. Herr Hund schaute sich das Layout an, fragte dies und das, und erläuterte, wie er sich den zeitlichen Ablauf der Drucklegung dachte. Inzwischen hatte der Gestank den Raum völlig vereinnahmt und sich schwer auf unsere Gemüter gelegt. Ich dachte, dass jemand durchaus Hund heißen darf, er hat es sich schließlich nicht ausgesucht. Doch schlimmer als ein Hund zu stinken, fand ich ein wenig extravagant. Auch Herr Hund und der Pressesprecher waren irgendwie nicht bei der Sache. Das Gespräch lief nur stockend, und zwischendurch war die allgemeine Irritation groß. Man konnte sich einfach durch den Gestank hindurch nicht auf mein Layout konzentrieren. Mit einem Mal beugte Hund sich nieder, zog einen Schuh vom Fuß und holte ihn triumphierend unter dem Tisch hervor.
„Ich bin das!“, rief er erleichtert. „Ich dachte schon die ganze Zeit, was stinkt das hier so, und jetzt haben wir den Übeltäter!“
Unter der Sohle klebte ein großer hellbrauner Flatsch aus Hundekot. Herr Hund war nun so erleichtert, dass er den Schuh gar nicht mehr wegnehmen wollte, sondern er hielt das Corpus delikti abwechselnd dem Pressesprecher und mir unter die Nase. Wir schluckten und nickten ergeben, und der Pressesprecher rang sich ein paar beschwichtigende Worte ab, um Herrn Hund zu bestätigen, dass nicht er, sondern nur sein Schuh so bestialisch stank. Darauf endlich entfernte sich Herr Hund zur Toilette, um den Kot von seinem Schuh zu waschen.
Noch unter Eindruck habe ich einige Tage darauf dieses Cartoon gezeichnet:
Nicht zu viel versprochen, lieber Jules. Der Text hinterlässt ein Schmunzeln auf den Lippen. Außer dem von dir gezeichneten Haufen, findet mal wohl weniges, das sich freut, wenn mitten drauf getrampelt wird. 🙂
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Freut mich, liebe Mitzi. Ich wollte mal die neue Form der Überschrift ausprobieren, die im Jargon Clickbait heißt, weil es grad so still im Teestübchen war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Clickbaiting
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Funktioniert es? Deine Stammleser wissen eh, dass Witz im Teestübchen keine Seltenheit ist. 😘
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@ Mitzi
Ob es funktioniert, kann ich mangels vergleichendem System nicht sagen. Als Klickbaiting aufkam (erstmals durch HuffingtonPost http://www.huffingtonpost.de/ ), bin ich jedenfalls selbst auf solche Überschriften reingefallen – und blieb meistens enttäuscht zurück. Dein freundliches Urteil lässt mich hoffen, derlei nicht angerichtet zu haben.
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Kein Unheil, lieber Jules. Nur ein eingelöstes Versprechen.
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Lieber Jules, diese anrüchige Geschichte mit dem doppelten Hund hat mich nicht nur, wie in der Headline versprochen, zumSchmunzeln gebracht,sondern auch ein wenig schlauer gemacht: den Begriff Clickbaiting und seine Bedeutung kannte ich noch nicht. Danke für Beides! 🙂
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Das freut mich, lieber Lo. Oben in der Antwort an Mitzi ist die Seite der Huffington Post verlinkt, wo man das Klickbaitung, glaube ich, erfunden hat.
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Eine Geschichte, die nicht nur etwas für das Auge ist, sondern auch eine olofaktorische Dimension besitzt. Herr Hund und seine unbändige Freude darüber, die Ursache des Gestanks entdeckt zu haben, bringt uns Lesern die Ursache des Gestanks auch noch einmal nahe, reibt ihn uns quasi unter die Nase. Schön, dass in deiner Bildergeschichte aus dem unglücklichen Häufchen ein Haufen glücklicher Flatschen geworden ist.
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Die Ursache des Übels findet man in Hannover übrigens immer seltener. Aber just heute Morgen, als ich Brötchen holte, thronte da wieder so ein Haufen auf dem Bürgersteig. Das vorgeblich glückliche Ende im Cartoon setzt ja ins Bild, was gerne behauptet wird, dass nämlich der Tritt in einen solchen Haufen Glück bringen soll. Wie Ann kann ich mir aber gar nicht vorstellen, was so ein Fehltritt mit Glück zu tun hat.
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Hab es gerade mal nachgelesen. Angeblich geht es auf die Zeit der Pferdedroschken und das Theater zurück. War die Straße „zugeäpfelt“, war die Vorstellung ausverkauft, Scheiße brachte also Glück. Hundescheiße kann da wohl nicht mithalten, riecht auch noch schlechter.
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Das ist ja erhellend! Danke für die Recherche! Ich bin froh, dass es überhaupt nichts mit Hundescheiße zu tun hat.
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Ich habe die Sache mit dem Glueck nie verstanden bei einer Sache, die so elend stinkt. Ich habe den Geruch in der Nase, ich bedanke mich gerade bei meinem Geruchsgedaechnis:-) …und deine olifaktorische Story 😉
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Ich glaube, das Märchen vom Glück haben faule Hundebesitzer in die Welt gesetzt. Zum Glück sind ja erinnerte Gerüche sehr schnell verflogen 😉
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Das ist nur ein dummer Trost, denn man erfand um etwas Beschissenem einen angenehmeren Anstrich zu geben. Welche eine Illusion !
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Dachte ich auch. Aber Manfred hat im Kommentar oben eine andere Erklärung gegeben.
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Pferdeäpfel kann man wenigstens zum Düngen nehmen, aber Hundekot iiiihhhhhhhbääää
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danke…diese Einsicht beruhigt mich, hätte ich doch sonst an der Menschheit gezweifelt ;-)))
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Toll gezeichneter Cartoon! Was Du alles kannst!
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Dankeschön für die Blumen!
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Dem muss ich mich unbedingt anschließen. Sehr toll! Würde mich unbedingt auf mehr freuen.
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Dankeschön! Aus der Feder eines guten Zeichners wiegt das Lob doppelt. Meine publizistische „Karriere“ begann ich als Zeichner. Während des Studiums zeichnete ich monatlich eine Seite Cartoons für eine Aachener Hochschulzeitschrift. Für die Titanic hat es 20 Jahre später nur einmal gereicht, hiermit, abgedruckt in den 90ern: https://trittenheim.wordpress.com/2015/09/06/down-under/
Beim Titanicbuchmessenfest sagte ich mal zum damaligen Chefredakteur Hans Zippert: „Ich würde gern mehr für euch zeichnen. Da wies er auf den nahebei stehenden Heribert Lenz und sagte: „Dann musst du erst Greser & Lenz erschießen.“ Danach habe ich nur noch geschrieben.
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Toll! Sehr toll sogar. Mein Ehrgeiz hat nie für Veröffentlichungen gereicht, alles aus meinem Zeichenstift hängt bestenfalls an privaten Wänden.
Aber die wenigen Zeichnungen, die ich bisher hier gesehen habe, gefallen mir wirklich sehr. Ich mag diesen Aquarellstil.
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Das erinnert mich an die Wiener Anti-Hundescheiße Kampagne. Sorry, dass der link so lang ist.
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Danke für den Hinweis. Ist ja hübsch. Hab den Link eingekürzt.
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Lustig – über das Thema Hundekacke schreibe ich auch gerade in meinem Blog. Daß man in Österreich Gackerl oder Trümmerl sagt, wußte ich bisher nicht und finde ich ganz reizend.
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Haben Sie gewusst, dass [gemäß Wiener Reinhaltegesetz] einen Zigarettenstummel aus dem Autofenster zu werfen 75.- €uro Bußgeld kostet, einen Hundehaufen auf dem Gehsteig zu hinterlassen dagegen nur relativ preiswerte 36.- €uro. Das ist doch auch ganz reizend, finden Sie nicht? 😉
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@ Noemix
Ja, eine reizende Differenzierung. Vermutlich ist es teurer, wenn einer Hundehaufen aus dem Autofenster wirft, oder?
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Dann müsste es dem Wiener, rechne ich gerade aus, ca. 18.- €uro kosten, wenn er anstatt seines Hundes einen Haufen hinterlässt. Und ca. ca. 9.- €uro, wenn er sein „Geschäft“ im Burgenland verrichtet … 😉
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Das wäre preisgünstig. In Holland kostet schon das sogenannte Wildplassen (Wildpinkeln) innerhalb geschlossener Ortschaften 130 Euro.
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@ Dorothea
Dein Beitrag war mir die Anregung. Danke dafür.
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Wer kennt das nicht. Schlimm! Trotzdem hat sich der Herr Hund mit selbstbewusstem Humor aus der Lage befreit. Schöner Cartoon! Als ich nocht viel fotografierte, wollte ich mal eine Diaserie mit Hundehaufen machen. Hab’s dann aber doch gelassen…..
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„Selbstbewusster Humor“ – in der Tat. Danke für das Lob meines Cartoons und Glückwunsch, dass du das eklige Fotoprojekt nicht durchgezogen hast. Ich glaube, diesen drastischen Naturalismus im Foto hätte kaum jemand sehen wollen.
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Ja, aber so ein bisschen mit provozieren….aber du hast Recht, wahrscheinlich hab‘ ich es deshalb auch nicht gemacht 🙂
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Warum nicht eine Diaserie über Hundebesitzer, die Hundehaufen hinterlassen?
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Gute Idee, aber da bekäme er bestimmt Ärger. Denn wer so etwas tut, ist oft uneinsichtig.
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Ein Versuch wäre es wert.
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Vll hat er auch nur Angst 😉
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OMG, eigentlich keine schlechte Idee, aber der Moment, wo’s hinten rauskommt, nee, das mag ich nicht festhalten 🙂
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Lieber Jules, wie kannst du Purzel nur so der Lächerlichkeit Preis geben? 😪
Das Cartoon ist so typisch für Hundelose.
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Wie süß! Tatsächlich hatte ich nie Hunde, aber Kinder. Wenn du einmal versucht hast, Hundescheiße aus dem Sohlenprofil von Kinderschuhen zu puhlen und am Ende vor Ekel kotzen könntest, bist du froh, darüber noch Witze machen zu können. 😉
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Und was kann der Hund dafür?
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Natürlich nichts. Es liegt an den Besitzern. Müssen wir das noch erörtern?
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Nun hab dich mal nicht so 😜
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Glücklicherweise ist für den, der auch nur ein paar Deiner Texte kennt, die curiosity gap wie von selbst gegeben, sobald ein neuer Text von Dir erscheint, da braucht es kein clickbaiting. Aber es stört auch nicht, zumal wenn der Text hält, was der Titel verspricht.:-)
Das Phänomen war mir auch schon aufgefallen, die Emaildienstanbieter gmx und web.de machen das nur. Daß es auch einen Namen hat, ist mir allerdings neu – danke dafür.
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Danke dir fürs freundliche Urteil. Die Online-Ausgaben der Zeitungen gestalten ihre Überschriften auch immer öfter so. Bisher habe ich diese neue Stilform vermieden, finde aber, man muss es mal ausprobiert haben.
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Das waren Zeiten, als es im Internet noch was anderes als clickbait gab!….
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Und trotzdem ist es ein relativ junges Phänomen.
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Zu der Geschichte mit Ihrem Herrn Hund fällt mir der Schwank ein:
Sitzen zwei Bauern in der Stube an einem Tisch, da lässt sich ein kräftiger Darmwind vernehmen, Gestank berietet sich aus.
“Hast du einen fahren lassen?“ fragt der eine.
Sagt der andere: “Nein, das muss der Hund gewesen sein.“
Schaut der eine unter den Tisch und sagt: “Der Hund ist gar nicht da. Der ist draußen.“
Sagt der andere: “Der wird schon noch reinkommen.“
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Da haben Sie sich aber tief in die Blogvergangenheit verirrt, lieber Kollege. Dankeschön für den amüsanten Schwank. Im Gegenzug hier einer, den ich auf meiner Festplatte fand:
Der Pudel eines über den Markt wandelnden Herrn zerreißt ein lebendiges Kaninchen, das einer Händlerin gehört. Obwohl der Herr ihr zehnfachen Ersatz bietet, besteht die Verkäuferin darauf, dass er mit ihr ,auf die Obrigkeit‘ gehen soll. Ein Schusterjunge, der dem Streite zugehört hat, nimmt Partei für den Herrn und verspricht, gegen ein Trinkgeld zu bezeugen, „der Karnickel hat angefangen.“
(aus: „Mixpickel und Mengemus, eingemacht von Heinrich Lami“, Magdeburg, 1828)
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