Ein Frühlingsbote – die Universalie Hüpfekästchen

Straßenspiele sind mündlich weitergegebene Botschaften aus der Vergangenheit. Im Kinderspiel werden diese Botschaften bewahrt, über die Jahrtausende transportiert und überregional verbreitet. Dabei erfahren sie in der Regel eine Bedeutungsverflachung, werden an neue Denkweisen angepasst, weil der alte Zusammenhang vergessen wurde. Das beste Beispiel ist das mindestens 2000 Jahre alte Hüpfekästchenspiel, bei dem vermutet wird, dass es aus dem Mithraskult stammt, einem religiösen Kult aus Kleinasien, auf den bereits der griechische Geschichtsschreiber Plutarch (45-125) aufmerksam gemacht hat. Vermutlich ist der Kult jedoch wesentlich älter. Der besonders unter römischen Soldaten verbreitete Mithraskult hat sieben Weihestufen oder Initiationsebenen, die der Gläubige bei seinem Aufstieg durchlief. Eines der ältesten erhaltenen Hickel-Diagramme fanden Archäologen eingeritzt auf dem Boden des antiken Forums in Rom.

Typisch für mündlich verbreitete Information ist die Fülle der Varianten, so auch bei den Diagrammen, Namen und Regeln von Hüpfekästchen, regional bekannt als Hickelkasten, Paradiesspiel, Himmel und Hölle, Tempelhüpfen, Reise zum Mond, Hinkekasten. Weiterlesen