Mir träumte, dass ich an einer mechanischen Schreibmaschine saß und einen Text tippen musste über Dr. Heinz Maurer, den Pionier des seifenfreien Waschens: „In den 1990-er Jahren provozierte der Mediziner die Fachwelt mit der Behauptung 2000 Jahre falsch gewaschen und sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Bedeutung des Hautsäureschutzmantels. Maurer gründete seine seifenfreie Seifenfabrik.“ Plötzlich hing mein rechter Zeigefinger an der K-Taste fest. Ihr Typenhebel hatte sich durch die Haut meiner Fingerkuppe geschoben. Ich zog, die Haut der Fingerkuppe zerrte sich lang, doch es nutzte nichts. Der Finger kam nicht mehr von der Taste los.
Wenn der rechte Zeigefinger an der K-Taste festhängt, muss man mit der Finger der linken Hand um den rechten Zeigerfinger herumtippen. Kopf zu tippen ist schon schwierig. Noch schwerer hat man es mit Köln. Ganz schwer um das K herum zu tippen ist Plöm. Glücklicher Weise gibt es dieses Wort nicht. Das K soll angeblich lustig sein, zumindest am Wortanfang. Mal testen: Katastrophe, Karambolage, katathymes Bilderleben. Künstliche Intelligenz, Knüppel, kaputt, Knochen, also bisher noch nicht so lustig – aber weiter gesucht: Kartoffelpuffer, Kichererbsen, Köttbullar, Kochtopfdeckel, Kamelhaarmantel, Kaffeepause, Käsekuchen, Kunstspucken, Keller.
Keller? Da muss ich denken an den Hausmeister der Schule, an der ich lange Zeit Lehrer war. Als guter Handwerker hielt er Ordnung in seinem Hausmeisterkeller. Eigentlich waren es ganze Kellerfluchten unter zwei Gebäudetrakten. Mit den Jahren hatte er sich immer mehr Keller angeeignet. Offenbar steigerte der Kellerbesitz sein Selbstwertgefühl. In seinem Lieblingskeller hatte er Regale, auf deren Bretter nichts lagerte. Vielmehr waren an deren Unterseite Deckel von Schraubgläsern befestigt und darin eingeschraubt die entsprechenden Gläser, gefüllt mit Nägeln und Schrauben, aber nicht durcheinander, sondern der Größe und der Länge nach sortiert, Nagelstifte, Holznägel, Stahlnägel, Holzschrauben, Dübel, Stahlschrauben, Schraubenmuttern. Man hätte dieses aufwändige Schraubenlager und die penible Ordnung für überflüssig halten können, denn wann braucht so ein Hausmeister überhaupt all das Zeug? Ausgenommen, die Welt wäre dabei unterzugehen, weil irgendein Verrückter just die Schraube aus der Schöpfung herausgedreht hat, die alles zusammenhält. Alle Menschen würden wie aufgescheucht herumlaufen, keiner wüsste, was zu tun ist, keiner hätte die passende Schraube. Spätestens dann käme die große Stunde des Hausmeisters. Gemessenen Schrittes würde er zu seinem Keller gehen, ihn aufschließen, an die Regale treten und mit traumwandlerischer Sicherheit das Glas mit den Weltrettungsschrauben abschrauben.
Hoffentlich lebt er noch. Es ist jetzt gut 16 Jahre her, dass ich ihn und sein Schraubenlager sah, nämlich etwa zur gleichen Zeit, da ich las, wir hätten uns 2000 Jahre falsch gewaschen. Jedenfalls wäre ein Weltuntergang blöd, derweil ich wegen der seifenfreien Seife an der K-Taste festhänge. Am Ende könnte ich nicht mitmachen beim Ragnarökkkkkkkkkkkkk-k-k-k.
Schönen Sonntag allerseits!
Unglaublich deine Geschichten. Habe mich köstlich amüsiert. Wünsche Dir
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´Freut mich und
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auch einen schönen Sonntag
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danke gleichfalls
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Während dein Finger an der Taste fest hängt, mache ich mir wenig Sorgen um meinen Säureschutzmantel, der mir bisher egal war. Was 2000 Jahre gut ging, wird für meine Lebensspanne auch noch gehen. Bis hier her ging es ohne den Buchstaben, auf dem dein Finger liegt. Als ich das tippen lernt, lagen 5 DM Münzen auf meinen Händen, damit man ruhig schreiben lernt. Heute würden sie fallen. Noch immer nicht der Nachbar von L und J.
Es lässt sich leichter darauf verzichten, als auf Weltrettungsschrauben.
Einen schönen Sonntag, lieber Jules.
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Lange Zeit glaubte ich, die Münzen hätten Heiamann geheißen, die da auf deinen Händen gelegen haben und gleichmäßig ruhen mussten. Hätte ja gepasst Aber es waren Heiermänner. Ich vermute, dass du nach diesem didaktischen Einsatz der Heiermänner wunderbar tippen gelernt hast, liebe Mitzi. Ich leider nicht. Daran dass ich mit dem Zeigefinger das K tippe, kannst du ablesen, wie unbeholfen ich tippe. Jedenfalls ist dein Kommentar ein Leipogramm,weil du ohne K ausgekommen bist. Bist halt eine Meisterin der Tasten. Die seifenfreie Seife kennst du bestimmt. Sie ist besonders hautschonend und heißt sebamed. (Und ich krieg nicht mal Geld für die Werbung hier)
Danke, gleichfalls, liebe Mitzi
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Tippen kann ich. Nur leider bringt es auf Smartphone und Tablet nichts mehr. Ich schule seit einigen Jahren um. Auf einzelne Finger. Ein ziemlicher Rückschritt. 😉
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Kehraus, konisch und Kranewitter finde ich
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Kranewitter musste ich
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Kranewitter? Ich kenn nur den Kronawitter. Ehemaliger Oberbürgermeister einer größeren süddeutschen Stadt. Dessen Tippkünste werdenn sich sicher in Grenzen gehalten haben, wenn man sein grobmotorisches Verhalten beim Fassbieranstich zum Start der Oktoberwies’n kennt. Wobei: Der Schlechteste war er nicht.
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Ich musste jetzt zum zweiten Mal nachschlagen, weil ichs schon wieder vergessen hatte: Kranewitter ist Wacholderschnaps. Möglich, dass Kronawitter sich nach dem benannt hat.
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gut.
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…und weil Du beim k festhängst, hast Du alle Etagen der Teestübchen-Torte weggefuttert ? Na gut, es ist ja Sonntag 😉
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Auf dem Stapel war kein Platz mehr, da musste ich alles wegputzen.Jetzt entspricht die Kuchenschicht dem Monat. Gut beobachtet, liebe Andrea!
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Hey, es geht um KUCHEN…sowas fällt mir sofort ins Auge 😉
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Man kann ja auf Ordnung liebende Menschen schimpfen. Aber, wenn man etwas braucht, will man sie nicht missen. Das darf ich aus Erfahrung so schreiben. Ich war 23 Jahre mit einem Mann verheiratet, der eine akribische Ordnung in seiner Werkstatt hatte. Es passte dann aber auch alles, wenn es im Haus etwas zu werkeln gab. Da man im Leben nicht alles haben kann, passte es eben mit uns dann nicht mehr…lag aber nicht an der Seife (käme zeitlich fast hin)… 😉
Beste Grüße,
Silbia
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Ich schimpfe nicht auf ordnungsliebende Menschen. Ordnung wie ich beschrieben habe bewundere ich. Tut mir leid, dass es bei dir nicht mehr passte.
Lieben Gruß,
Jules
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Vielmehr habe ich ab und an geschimpft, weil aus meiner Garage dann eine Werkstatt wurde und wehe ich legte einmal etwas falsch ab, dann wurde ich geschimpft… 😉
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Als ich früher, in jungen Jahren noch eine mechanische Reiseschreibmaschine besaß, die allerdings niemals mit mir auf Reisen ging und somit ihren Namen völlig zu Unrecht trug, da geschah es regelmäßig, dass einer meiner Finger, zum Beispiel mein rechter Zeigefinger unabsichtlich und durch ungelenkes Verhalten in die Lücke zwischen dem K, dem J und dem M geriet, dort fest klemmte und sich nur unter den größten Schmerzen wieder befreien ließ. Eine seifenfreie Seife, richtig eingesetzt, nämlich vor dem Tippen an die Fingern appliziert, hätte nicht nur für schlüpfrige Texte sondern auch für schlüpfrige Gliedmaßen sorgen können, also für schmerzfrei sich selbst befreiende Finger, aber der Herr Dr. Maurer hat leider am tippenden Volk vorbei erfunden … obwohl er, mit diesem Namen und einigem guten Willen, auch einen Mörtel hätte erfinden können, der ohne Wasser und flüssige Bindestoffe auskommt, vielleicht ein Seba-Fix-und-Ferig …
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´Tolle Geschichte. Dann musst du aber schlanke Finger habe. Ich staune, wie du im Kommentar die Absurditäten unter einen Hut bringst. Glückwunsch und vielen Dank!
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