Kaffeeplausch mit Frau Nettesheim – Blue Monday

Frau Nettesheim
Trithemius
Oje, oje, oje, Frau Nettesheim.

Frau Nettesheim

Wo drückt der Schuh?

Trithemius
Morgen ist Blue Monday, der deprimierendste Tag des Jahres.

Frau Nettesheim

Wer sagt das?

Trithemius

Der britische Psychologe Cliff Arnall. Er hat im Jahr 2005 berechnet, dass der deprimierendste Tag immer auf den Montag der letzten vollen Januarwoche fällt. Dann sind die guten Vorsätze schon missglückt, der nächste Urlaub ist noch fern, die Tage sind weiterhin zu dunkel, und Montag ist sowieso ein Scheißtag. Die Formel sieht so aus: W steht für das Wetter, D für die Schulden, d für das monatliches Einkommen, T dafür wie lange Weihnachten schon vorbei ist, Q dafür wie gut man die Vorsätze noch aufrecht erhalten hat, M für das Niveau der Motivation, N für die Bereitschaft, aktiv zu werden … Die Formel habe ich aus dem niederländischen Wikipedia Und denken Sie nur, Frau Nettesheim. In Deutschland ist der Blue Monday weitgehend unbekannt. Wie gefährlich.

Frau Nettesheim

Wieso? Das ist doch Quatsch, Trithemius.

Trithemius

Überhaupt nicht. Wenn morgen einer in ein tiefes Loch fällt, könnte es ihm helfen, wenn er wüsste, dass es gar nicht seine Schuld ist, sondern die von Cliff Arnall.

Frau Nettesheim

Dass Arnall den Tag ausgerechnet hat, macht ihn doch nicht zum Schuldigen.

Trithemius

Doch! In vielen Kulturen werden die Überbringer schlechter Nachrichten geschlagen. Warum wohl? Und überhaupt stecken hinter vielen Depressionen die Psychologen. Würden die keine Namen dafür erfinden und keine Unglücksformeln in die Welt setzen, wäre das Leben schon viel schöner.

Frau Nettesheim
Bevor Sie sich weiter aufregen, rechnen Sie mal nach. Der letzte Montag der vollen Januarwoche liegt schon eine Woche zurück. Wir haben also den Blue Monday längst heil überstanden.

Trithemius
ZOUNDS! Und ich habs nicht mal gemerkt.

36 Kommentare zu “Kaffeeplausch mit Frau Nettesheim – Blue Monday

  1. Hallo, mein Name ist Deutsche Bank. Meine Miese ist exorbitant, mein Niveau der Motivation, Geld sinnvoll einzusetzen war unterm Strich schon immer unterirdisch und meine Motivation dagegen etwas zu tun, ging schon immer gegen Null. Somit wird der Koeffizient eh unendlich, egal wie das Wetter ist und wann Weihnachten ist oder war und was ich zuvor versprochen hatte. Das ist zwar der Zähler, aber wenn der Nenner gegen Null wandert, ist der Bruch eh unendlich groß. Und wenn eh alles in die Brüche geht, was interessiert mich die Woche. Denn es zählt, wer zahlt. Hatte mal ne Euro Milliarden? Icke binne male widda notlaidänd, du verstehä? Offer willste, dat ich Flüchtling in anderes Land werde, wirtschaftlicherseits?

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  2. Puh, Glück gehabt.
    Eine Formel hat, wie der Text in einem Fachbuch, immer direkt eine gewisse Autorität, man traut sich kaum zu widersprechen. Was man ja meistens auch nicht kann, weil man die Formel nicht verstanden hat bzw. keine bessere kennt oder das Buch nicht mal gelesen hat.

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  3. Ich merke, dass Frau Nettesheim ein wenig zu viel Autorität ausstrahlt. Anders ist es nicht zu erklären, dass ich eben 30 Minuten lang Google nach der Definition einer „vollständigen Kalenderwoche“ befragt habe, um zu verstehen warum es nicht doch morgen blau und schrecklich werden wird.
    Gerade wollte ich mich Kleinlaut bei dir, lieber Jules, danach erkundigen und sehe jetzt in den Kommentaren, dass mein erster Impuls richtig war.
    Der Montag kommt und mir ist er egal, weil ich keine guten Vorsätze habe. Jedenfalls keine, die an Neujahr gefasst wurden. Ein Glück, denn so kann ich wieder sorglos zurück in meinen Sonntag sinken, der mir der liebste Tag der Woche ist.
    .

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    • Hab ihr spontan auch nicht zu widersprechen gewagt. Ich glaube, sie hat einfach auf den Kalender von 2015 geguckt. Deiner Intuition kannst du trauen, liebe Mitzi. Genieße also deinen Sonntag. Warst du gestern übrigens im Brandhorst? Ich finde toll, dass der Eintritt sonntags nur einen Euro kostet, andere Museen Münchens sonntags sogar freiern Eintritt haben.

      Schönen Sonntag!

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      • Das wird es gewesen sein.

        Ja, ich war und bin wie immer recht lange vor den großen Rosenbildern gestanden. Neben den Künstlern, mag ich das Haus einfach gerne. Der helle Boden und die Großzügigkeit vertreiben die Muffigkeit älterer Museen sehr schön.
        Ich dachte, der freie oder günstige Eintritt am Sonntag sei in allen Städten so. Wenn es nur in München so ist, dann weiß ich es künftig noch mehr zu schätzen.

        Einen schönen Sonntag auch dir, lieber Jules.

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  4. Lieber Jules, klingt ganz nach der Qualität so mancher Studie, die ich veröffentliche, ob das Zufall ist? Ich frage mich übrigens, wie man die Variablen einsetzt 😉 Liebe Sonntagsgrüße, Ann

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    • Vermutlich hast du Recht, liebe Ann. Die Formel ist wohl nicht ernst zu nehmen. Freilch las ich in den letzten Tagen rundum schwermütige Texte und fand bei mir auch düsterer Stimmungen. Das geringe Tageslicht, Kälte und Nässe sind wohl eher verantwortlich, und ich dachte, ein launiger Text würde ein bisschen helfen – nach dem Motto „benannt – gebannt“.
      Vielen Dank! Ich wünsche dir ebenso einen schönen Sonntag!

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      • Der Text war rundum lustig……das einzig Gute an düsterer Stimmung ist wohl die Kreativität……und man sollte sich trotz allen Übels häufiger daran erinnern, dass das Leben einfach einzigartig ist. Liebe Grüße und Danke für die Wünsche!

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  7. Lieber Trithemius,
    der Dialog ist einfach herrlich, obwohl Herren und Damen ihren Anteil haben.
    (Haben Sie schon mal untersucht, warum das weibliche Pendant zu „herrlich“ so völlig aus der Art ist?)
    Also sage ich lieber: Der Dialog ist wundervoll!
    Was den deprimierensten Tag angeht, habe ich, um unabhängig zu sein und nicht auf einen Tag festgelegt zu sein, vor vielen Jahren eine Depri-Flatrate gebucht. Da kann ich beliebige Tage wählen und auch eine beliebige Bandbreite. Bei Nichtnutzung entstehen keinerlei Nach- oder Nebenwirkungen.
    Gruß Heinrich

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    • Vielen Dank, lieber Heinrich. Hab beschlossen, wieder öfter Dialoge mit Frau Nettesheim zu veröffentlichen. Zum scheinbaren Pendant herrlich – dämlich hat Kristin Kopf Erhellendes geschrieben:http://www.sprachlog.de/2010/05/20/damlich/
      Sio eine Depri-Flatrat möchte man eigentlich nicht haben. Am besten ignorieren. Ich sage mir an solchen Tage: Niemand hat gesagt, dass das Leben immer schön sein muss. Es darf auch mal scheiße sein, damit man das Schöne zu würdigen nicht vergisst.
      Gute Grüße,
      Jules

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  8. Auf den Montag bin ich gar nicht gut zu sprechen, also auf jeden jetzt, jedenfalls, wenn ich arbeiten muß, und das ist ja meistens der Fall. Meinetwegen könnte man ihn abschaffen. Dann tritt gleich der Diensttag an seine Stelle – ich befürchte, daß der dann stark an Sympathiewerten verliert, weil dann ja er der erste Tag der Arbeitswoche ist, und wenn man ihn auch streicht, geht es mit den Folgetagen nicht anders … obwohl, den Freitag könnte ich mir gefallen lassen, da arbeite ich nur bis 16 Uhr. Auf Sonntag folgt dann Freitag, schön, da kann man sich gleich wieder aufs Wochenende freuen. Abgemacht!

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    • Indem ich ja schon einige Jahre im vorzeitigen Ruhestand bin, kenne ich nur noch solche „idealen“ Arbeitswochen. Das größte Problem ist der Wegfall einer gewohnten Taktung. Man muss sich jetzt selbst den Tag organisieren. Das ist nicht leicht, wenn man im Arbeitsleben überwiegend fremdbestimmt war (ich seit meinem 13.Lebensjahr). Zum Glück habe ich rechtzeitig das Bloggen entdeckt.

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